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Aus Fehlern lernen?

Fehler sind Meilensteine.

Erfahrung entsteht nach einem Ereignis, wofür man sie benötigt hätte. Wir lernen, wenn wir etwas ausprobieren, und das gewünschte Ergebnis von der Realität abweicht. Für Kleinkinder sind Fehler unverzichtbare Meilensteine. Eltern sollten nicht versuchen, sie zu verhindern, sondern für einen sicheren Rahmen sorgen, in dem sie geschehen könnten.

Wer sich bemüht, Fehler zu vermeiden, lernt nichts.

Science is the belief in the ignorance of experts. Richard Feynman

Die meisten rudern mit dem Rücken nach vorn, und schauen zurück auf das vertraute Wasser. Aus dem Erleben des Vergangenen schließen sie, Probleme, die sie nicht sehen, gäbe es auch nicht. Bis ihr Boot unerwartet und heftig auf ein Hindernis stößt.

Erfahrene Ruderer halten inne und schauen sich um. Sie erwarten im Nebel des Unbekannten bisher ungeahnte Hindernisse. Sie bleiben vorsichtig. Und sind gefasst, um bei Gefahr den Kurs zu ändern. Besonnen verlangsamen sie die Geschwindigkeit „des Ruderns“. Statt einer geraden Ziellinie ergeben sich vielleicht Kurven und Umwege.

Wer sich nicht an fixierten Zielen, sondern am Prozess des Geschehens orientiert, kann nicht auf schnelle Resultate hoffen. Zeitoptimierten Menschen, die kurzfristig Vorteile verfolgen, ist deshalb sorgsames Handeln zuwider.

Manchmal geht es schief.

Beim Untergang der „Titanic“ im Jahr 1912 kamen etwa 1500 Passagiere um. Daraus wollte man lernen. Und baute ein neues Schiff: die „Eastland“. Sie wurde mit allem ausgestattet, was für einen Notfall auf hoher See gebraucht wurde: u. a. viele Rettungsboote. Bedacht wurde dieses Mal leider nicht, dass durch das Rettungs-Equipment an Deck der Schwerpunkt des Schiffes nach oben wanderte.

Und so kippte die „Eastland“ 1915, gut vertäut, im Hafen von Chicago um. Dabei riss es fast 900 Menschen in den Tod.

Warum wurde die Eastland-Katastrophe vergessen?

Die Erinnerung an ihren unspektakulären Abgang war für handlungsorientierte Ingenieure und Manager unangenehmer, als die schicksalhaft erscheinende Titanic-„Natur“-Katastrophe. Das Beispiel des Untergangs der Eastland verunsichert. Denn es zeigt eine typische „Verschlimmbesserung“:

Eine technische Problemlösung, die einen alten Fehler „sicher“ ausmerzen soll, und dabei ein neues Problem schafft, an das bisher niemand dachte.

„Irren ist menschlich: SI 2012 (8):8-15 (PDF)„: Was hat die Menschheit gelernt? Seit Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011? Werden wir noch den ganz großen Gau in Saporischschja (Запоріжжя) erleben?

Irren ist menschlich.

Im Prinzip sind Fehler unvermeidbar. Sie sollten deshalb „Lerner“ heißen. Sie sollten bewirken, dass sich das, was bereits einmal schiefgegangen ist, nicht ein zweites Mal ereignet.

Dazu müssen Fehler wahrgenommen und akzeptiert werden. Um sie dann ehrlich, offen und transparent zu untersuchen. Werden sie dagegen vertuscht oder schöngeredet, bleibt der Lerneffekt aus.

„Es gibt immer noch eine weitere Wanze. There is always one more bug“. Bloch

Vollständiger Artikel

Lernen aus Fehlern

  • Fehler als Chance
  • Schweizer Modell des Systemversagens
  • Mangelndes Fehlerlernen (Beispiele: Medizin, Entwicklungszusammenarbeit)
  • Literatur

Letzte Aktualisierung: 20.10.2025