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Blau machen

Der deutsche Michel ist krank, hat Angst und möchte am liebsten im Bett bleiben.

„Suchen Sie ihren Arzt nicht auf.“ Ein Anti-Medikalisierungsbuch. Rius, Ed. Posada, Mexiko 1975

Zwei Jahre galt das als vorbildlich. Die Medikalisierung des Alltagslebens hatte triumphiert. Man dachte linear und folgte der Staatsräson.

Seit 2022 ist das vorbei. Allmählich wurden die Folgen der Politik gegen Kinder erkannt (BMFSJF 02.11.2022). 2024 war man überrascht, dass auch Erwachsene (trotz Medikalisierung) zunehmend psychisch und körperlich leiden (AOK Fehlzeitenreport 2024).

Im Januar 2025 schlugen einige vor, Drückeberger zur Arbeit zu treiben. (ZDF 07.01.2025). Das wird deren Motivation vermutlich weiter sinken lassen.

Den Neujahrsansprachen folgend sollte sich die Gesellschaft einen Ruck geben: „Aus den Sofas aufspringen, zusammenstehen, das Alternativlose tun!“ Mit anderen Worten: kriegstauglich werden oder zumindest freudig für den Krieg bezahlen. Denn die Zeitenwende, die gigantische Umverteilung gesellschaftlicher Mittel von unten nach oben, (WW 08.10.2022) verlangt Begeisterung. Anders können Oligarchen die großen Kriege um die Rohstoffe nicht gewinnen.

Dauerberieselung, die Angst erzeugen soll, verliert an Wirksamkeit. Dynamik erfordert Sehnsucht. Und die kann Propaganda nicht erzeugen.

Das eröffnet eine Chance:

Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.

Für Soldaten, die eingefangen werden, um wenig später an der Front für die Interessen anderer zu sterben, kann es lebensrettend sein, schwer zu erkranken. Am besten an einer Krankheit die überzeugt: z. B. einer Infektion oder deren Langzeit-Folgen.

Für Arbeits- und Kriegsdienstverweigerer schrieben 1980 anarchische Student:innen eine brauchbare Anleitung (Bild links). Sie schlossen mit der zeitlosen Erkenntnis:

„Krank machen ist gut.
Nie mehr krank werden ist besser.“

Kann ein „sich-dem-Hamsterrad-verweigern“ gesellschaftsverändernd wirken? Dafür sprach, dass die Broschüre 1982 verboten wurde, weil sie das Ethos der Leistungsgesellschaft zu zersetzen drohte. Die Dokumentation des Prozesses ist frei zugänglich:

ISBN 3 922691 03 X

Vermutlich wird die Seite nicht gelöscht, weil es damals viele Krankheitsbilder noch nicht gab, die 2025 sofort überzeugen würden: Virus-Fieber oder Erschöpfung nach Fieber u. v. a.

Für heutige Kriegsdienstverweigerer oder frustrierte Angestellte müsste die Broschüre überarbeitet werden. Besonders hinsichtlich der modernen, technischen Diagnostik- und Nachweisverfahren.

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Letzte Aktualisierung: 09.01.2025