Während der Corona-Pandemie haben die fünf reichsten Männer der Welt ihr Vermögen verdoppelt, während die Hälfte der Menschheit ärmer geworden ist. Zitat Ministerin Svenja Schulte, AFP am 01.07.2024
Berliner Zeitung 24.03.2025. Warum trug er 2020 eine Maske? Um nicht erkannt zu werden? Weil ihn natürliche oder genmanipulierte Viren bedrohten? Oder wegen der hohen Feinstaubbelastung in Wuhan, die man im Bild-Hintergrund erahnt?
2020
Am 20. Februar berichtete ich in Vientiane über meinen Unterricht an einem laotischen Provinzkrankenhaus. Auf meine Frage, was man bzgl. des Ausbruchs der Atemwegsinfektion in Wuhan zu tun gedenke, lächelte der Ministerialbeamte und fragte zurück, was ich von der Qualität laotischer Intensivstationen halte.
Da ich höflich schwieg, fuhr er fort: „Unsere Luftverschmutzung ist im ländlichen Laos gering. Es wird daher nicht so gefährlich, wie in Wuhan. Außerdem geht hier jedes Jahr eine „Chinagrippe“ durch. Wir werden an den Flughäfen einen guten Eindruck machen (mit Kittel, Mundschutz, Hygiene u. a.). Und unseren Leuten über das Radio sagen, sie sollten lieber zu Hause bleiben, Ingwertee trinken und bitte nicht ins Krankenhaus gehen. Wir werden den Tourismus stoppen, die Ausländer zur Quarantäne verpflichten. Und wir werden sicher nicht massenhaft testen, weil das zu teuer ist.“ Mit der „Den-Ball-flach-halten“-Strategie scheint Laos optimal durch die Pandemie gekommen zu sein (s. Grafik Fallzahlen).
Auf dem Rückflug sah ich schon viele Masken, war aber nicht beunruhigt. Ich kannte Covid als einen üblichen Anteil der jährlichen Virus-Cocktails, die um die Welt rauschen. Was sollte man also als Gesunder fürchten, wenn man wenig Feinstaub einatmet und nicht raucht? Von amerikanisch-chinesischen „Gain of function“-Experimenten hatte ich noch nichts gehört.
Zurück in Deutschland erhielt ich den Link zu einem Musik-Video, das u. a. über UNICEF in Burkina Faso verteilt wurde. Darin wird zu flotter Musik gedroht, ganz Afrika werde beerdigt werden, wenn man den Gerüchten glaube, dass Corona harmlos sei (Original: „Monsieur Rumeur finira par enterrer l’Afrique …“). Jetzt wusste ich: Etwas ganz Großes wird auf die Welt zukommen.
Musik-Video (finaziert von GAVI?). Verteilt von UNICEF in Burkina Faso (zugeschickt Ende Februar 2020: www.youtube.com/watch?v=NoIavngu6LI&t=1s
Ich erwartete die Hochkompetenz der epidemiologischen RKI-Task-Force, die ich 2011 im Tropeninstitut Hamburg bei einer regional begrenzten Epidemie mit einem anderen fremden Erreger erlebt hatte (HUS-2011).
Damals verschaffte man sich zuerst einen Überblick. Man beruhigte die Bevölkerung durch Sachlichkeit. Denn Angst und Panik sind gerade in Gefahr extrem schädlich. Ausbruchsuntersuchungen wurden sofort durchgeführt. Wichtig waren sichere, epidemiologische Daten. Meldezahlen und die darauf basierenden Modelle wurden als nachrangig behandelt. Man begleitete Therapieversuche durch Studien und obduzierte Verstorbene. Als das Krankheitsbild verstanden war, versuchte man, Gefährdete zu schützen. Bei jeder empfohlenen Maßnahme wurden Nutzen und Risiken abgewogen (Vorsorgeprinzip). Therapiestrategien wurden bei noch lückenhaftem Wissen durch kontrollierte Langzeit-Studien begleitet. Es verlief damals alles ruhig nach dem bewährten Standard, wie man mit Ausbruchsereignissen umgehen muss. So wie ich es 1987-91 in Kinshasa (Kongo) in einem internationalen Team zur Untersuchung der HIV-Pandemie gelernt hatte, und wie es später bei Ebola-Ausbrüchen weiter perfektioniert wurde.
Als Ende Februar 2020 eine Ausbruchsuntersuchung in Gangelt ausblieb und bei Verstorbenen keine Obduktionen erfolgten, man aber stattdessen die Bevölkerung in Panik versetzte, war ich fassungslos. Mir erschien es, als sei ein Politik-Tsunami losgetreten worden, der Wissenschaftlichkeit wegschwemmte. Im März 2020 schrieb der Epidemiologe John Ioannides, es drohe wohl das bisher größte Public Health Desaster. Und so kam es.
Bis auf Schweden. Dort verhielt sich die Gesundheitsbehörde so, wie es aufgrund epidemiologischer Lehrmeinung erwartet werden kann: Gerade angesichts der unklaren Bedrohung handelte man dort besonnen, unaufgeregt, offen-kommunizierend, wissenschaftsorientiert, nüchtern, abwägend, rational, emotionsarm, unideologisch und vorausschauend. Das erwies sich als effektiv. Ganz im Gegensatz zu den politisch oder kommerziell getriebenen Kriegen gegen einen einzigen Störfaktor in hochkomplexen dynamischen Systemen. Schwedens rationaler Weg wurde täglich von der Presse verdammt und bekämpft. Als am 01.09.2020 ein Redakteur der NZZ die Panik zu hinter fragen wagte („Was, wenn am Ende die Covidioten recht haben?„) wurde er umgehend gefeuert. Anfang 2025 mussten dann die gleichen Medien zugeben: „Es scheint am Ende so zu sein, dass die Schweden es besser gemacht haben.“ (MSN 21.03.25)
Der verantwortliche schwedische Epidemiologe schrieb ein Buch, wie es ihm erging, angesichts extremen Drucks bei ruhiger Wissenschaftlichkeit zu bleiben. (Tegnell A: Der andere Weg, 2025)
Er war weder ein politisch motivierter Systemveränderer noch ein vom Mainstream abweichender „Querdenker“ noch ein Impfkritiker. Ungewöhnlich war nur seine direkte Erfahrung bei großen Ausbruchsereignissen im Ausland (u. a. Ebola).
Er hatte gutes wissenschaftsorientiertes Handeln unter Belastung erlebt. Auch sein Team tat nichts Ungewöhnliches: Sie hielten sich an bewährtes Lehrbuchwissen, an das Vorsorgeprinzip und an das Grundrecht auf Unversehrtheit. So entstand ein einzigartiges Experiment: Weltweit brach Panik aus, nur in Schweden nicht. Jahre später zeigte die Auswertung der schwedischen Daten, dass die irrationale Verursachung lang dauernder Kollateralschäden, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, vollkommen unnötig war.
Man führte in Schweden keinen Kampf (oder gar Krieg) gegen einen Einzelfaktor. Vielmehr versuchte man im sozialen Zusammenhang sinnvoll und menschenwürdig zu handeln.
Natürlich gab es auch in Deutschland und vielen anderen Ländern Wissenschaftler:innen, die ein ähnlich rationales Vorgehen einforderten. Etwa die Arbeitsgruppe der Expert:innen um Matthias Schrappe, die ihn regelmäßigen Thesenpapiere wissenschaftsorientiertes Verhalten anmahnten. Aber schon wegen des Seitenumfangs des Datenmaterials wurden solche Texte von der Politik nicht zur Kenntnis genommen.
Die eigentliche Besonderheit Schwedens bestand nicht in einem Beschreiten eines ungewöhnlich-neuartigen Weges. Sondern darin, dass die Politiker die Fachleute gewähren ließen, damit sie das tun konnten, was man bei Ausbruchsereignissen tun muss.
„Wir sollten nicht die Augen vor den realen Schäden der drastischsten unserer Eingriffe verschließen, von denen die Benachteiligten unverhältnismäßig stark betroffen sind. … Am Anfang, in Ermangelung hochwertiger Daten, können wir das tun, was am vernünftigsten erscheint, indem wir dem Vorsorgeprinzip folgen und den gesunden Menschenverstand einsetzen. Aber darüber hinaus ist es keine gute Wissenschaft, wenn wir unsere Unwissenheit nicht korrigieren und unsere Maßnahmen so schnell wie möglich anpassen. Ebenso wenig wie die Politisierung wissenschaftlicher Meinungsverschiedenheiten oder das Wegsehen von den unbestreitbaren Schäden unseres gut gemeinten Handelns. … Ich betrachte es als ein Privileg, durch den Austausch … aus der ganzen Welt gelernt zu haben und weiterzulernen, und ich liebe es, ständig daran erinnert zu werden, dass ich so gut wie nichts weiß.“ Ioannides: The Totality of Evidence Zambakari 2020 (frei übersetzt)
Seit Anfang 2020 wurden erste unausgereifte Covid-Impfstoff-Kandidaten an Afrikanern getestet.
Die französischen „Wissenschaftler“ Jean Paul Mira und Camille Locht sinnierten am 02.04.2020 bzgl. der innovativen Covid-Impfstudien in Afrika (sinngemäß gemäß übersetzt), dass man „bestimmte Menschen zum Testen auswählen“ solle.
Ich versuchte damals, das Einzigartige der neuen Corona-Infektion zu verstehen, und fand eine mir plausibel erscheinende Erklärung: Es handelte sich im Wesentlichen um eine Erkrankung der Mitochondrien in winzigen Blutgefäßen. Das erklärte, warum es so schädlich war, Coviderkrankte durch Isolation zu stressen oder sie vorschnell zu beatmen.
Dem neuen Behandlungstyp mit mRNA stand ich skeptisch gegenüber, weil bei den komplexen Wechselwirkungen zwischen Zellkern, Mitochondrien und Eiweißproduktion RNA-Moleküle eine wichtige (damals noch weitgehend unerforschte) regulatorische Rolle spielen. (Bell 2025, Walter 2024)
2021 – 2023
2021 begann die Vermarktung der experimentellen Impfstoffe, die man, sofern sie mRNA enthielten, eigentlich Immun-Therapeutika nennen müsste. Das Vorsorgeprinzip wurde umgekehrt: Es sei ethisch nicht vertretbar, Menschen nicht zu impfen. Daher könne man auch keine Vergleichsstudien durchführen.
Auch Tegnell und sein schwedisches Team waren von der Wirksamkeit bezüglich des Schutzes vor schweren Krankheitsverläufen überzeugt. Sie hofften auf geringe Risiken und standen unter sehr starkem Druck. Die Bevölkerung folgte ihnen freiwillig, weil sie durch die Erfahrung des zurückliegenden Jahres ihren Wissenschaftlern vertrauen konnte. Unsinnige Propaganda, wie die Erfindung einer „Pandemie der Ungeimpften“ im Jahr 2021, blieb den Schweden erspart.
Angesichts des Unwissens hinsichtlich Nutzen und der Risiken der Präparate wäre es notwendig gewesen, die Vermarktung der neuen Präparate durch langlaufende Phase-IV-Postmarketingstudien zu begleiten. Zum Beispiel durch Institute wie das IGWiG in Deutschland. Das geschah nicht.
Die Dynamik der Pandemie wurde weniger durch virologische oder epidemiologische Entwicklungen bestimmt, die heute weitgehend aufgeklärt sind. Ungleich bedeutender waren die massenpsychologischen Phänomene. (Desmet 2024)
„Im Umgang mit Seuchenausbrüchen gibt es wissenschaftliche Regeln. Bei Corona hat man sich oft nicht daran gehalten. … unverständlich bleibt, wieso das etablierte Wissen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten nicht nur von den tonangebenden Grundlagenwissenschaftlern und Politikberatern negiert wurde, sondern auch die Meinung von Fachgesellschaften (wie der Hygiene und der Kinder- und Jugendinfektiologie) in den Wind geschlagen wurde.“ Stöhr, Kröger: Berliner Zeitung 10.08.2024
Bei Reisen zu Gesundheitseinrichtungen (u. a. in Tansania) betrachtete ich die Pandemie aus einer anderen Sicht: als Krankheitszeichen einer einschneidenden gesellschaftlichen Krise unseres Wirtschaftssystems.
„Inwieweit die Außergewöhnlichkeit des Covid-19-Phänomens ein Merkmal der Ausbreitung des Virus über Bevölkerungsgruppen und Orte hinweg war und inwieweit es sich um ein Artefakt des metrischen Sturms handelte, lässt sich nun nicht mehr entschlüsseln. Das Coronavirus bleibt als gesellschaftliche Erscheinung ein verworrenes Geflecht aus metrischen und viralen Informationen, aus politischem Kalkül und öffentlichem Einfluss, das neue globale Realitäten organisierte und orchestrierte. …“ (Adams et al.: A pandemic of metrics, MedAnthroQuaterly, 2024)
seit 2024
Gleicher Tenor seit 2024: Sorry, wir konnten es ja nicht wissen. Aber jetzt müssen wir nach vorne schauen – und zusammenhalten, um kriegstüchtig zu werden. Artikel aus: Welt, Spiegel, Ippen, dpa, u.a. ~18.03.2024.
rudern die Medien zurück. Die auf Panik gegründete Gesundheitsreligion ist zerfallen. Heute gilt es, kriegstauglich zu werden. Jetzt muss Todesangst verdrängt werden.
Die Politik setzt auf das Vergessen. Eine Entschuldigung für Versagen und Mitmachen bleibt aus. Ein Untersuchungsausschuss des neuen Bundestages wird wohl nicht zustande kommen.
Offenbar behielten die Covidioten in vielem Recht. Man habe leider Fehler gemacht. So wie in jedem Krieg. Aber man habe es nicht besser wissen können.
Gegen unterschiedliche Formen von Massenwahn zu kämpfen ist sinnlos, denn wer auf Katastrophen nur reagieren kann, ist schwach und kommt zwangsläufig zu spät.
Aber man kann stattdessen auch innehalten, sich und andere zu beruhigen und beharrlich „für“ einen Sinn-Zusammenhang zu arbeiten. Gerade in Krisen und in Gefahr.
In der „Bewusstheit im Umgang mit der Macht“ (Maturana 2014) kann getan werden, was möglich ist. Jeder kleine Schritt in eine sinnvolle Richtung ist ein Gewinn.