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Kollateralschaden: Rauchen

„Deutschland ist im Kampf gegen den Tabakkonsum .. eines der Schlusslichter in Europa. ‚Wir können nicht nachvollziehen, warum die Politik in Deutschland so lax in der Umsetzung von Maßnahmen in der Tabakkontrolle ist‘, sagte Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung. Welt 01.08.2023

Pandemie: optimal für die Tabakindustrie

Ergebnisse der Befragung zum Rauchverhalten „nach der Pandemie“: Debra-Studie, Juni 2023:

Brave Menschen im öffentlichen Raum, die glauben sich durch Masken schützen zu können. Vorbei an Krankheit fördernder Rauchreklame. Bild: Jäger, Bahnhof Düsseldorf, Juni 2020.
  • Konsum bei Jugendlichen nimmt weiter zu -insbesondere bei e-Smoke und Shisha
  • Unter den 14- 17jährigen hat sich der Anteil der Rauchenden verdoppelt

Kommentar der Debra (dpa am 10.06.2023)

  • In Deutschland sei Nikotin-Konsum billig, in Australien koste eine Schachtel 25€.
  • In Deutschland dürfen Nikotinprodukte (im Gegensatz zu anderen Ländern) beworben werden.
  • Leitfiguren in den sozialen Medien werben für Rauchen.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-Pandemie wurden als Ursache nicht erwähnt.

„COVID-19 war ein natürliches Experiment“

Mit Beginn der Covid-Pandemie 2020 schien sich (logisch denkenden Epidemiolog:innen) eine günstige Gelegenheit zu bieten, die Tabak-Industrie zu schwächen. Denn Nikotin-Produkte verursachen Krebs, Immunstörungen, Schwangerschafts-Erkrankungen uva. Und sie führen zu vorzeitigem Tod. All diese Risiken werden durch saisonal umgehende Atemwegs-Infektionen erhöht.

Zitat: „Für die öffentliche Gesundheit wurden Entscheidungen mit erheblichen sozioökonomischen Auswirkungen getroffen. … Wenn die COVID-19-Maßnahmen als vertretbar angesehen werden, ist das Risiko-Nutzen-Verhältnis für Maßnahmen zur Beseitigung des Tabaks weitaus günstiger. Selbst bei den pessimistischsten Prognosen liegt die Zahl der COVID-19-Todesfälle weit unter der durch Tabakkonsum verursachten Belastung. Außerdem sterben an COVID-19 vor allem ältere Menschen mit mehreren Grunderkrankungen, während die Hälfte der Todesfälle durch Tabakkonsum bei Menschen zwischen 30 und 69 Jahren auftritt“. (Ioannides, Lancet 26.10.2021)

Tabak-Werbung und Verkauf in Zeiten des Lockdown, Bild: Jäger, März 2020

Neuseeland hat wissenschaftliche Empfehlungen zur Verdrängung des Rauchens aufgegriffen und will bis 2025 das erste rauchfreie Land der Erde werden. (BBC 13.12.2022) Australien verschärft auch die Regulationen zum Zugang von e-Smoke (BMJ 06.06.2023)

Um die Covid-19-Sterblichkeit zu senken, wäre es also selbst im tabak-industrie-freundlichen Deutschland folgerichtig gewesen, den Tabakkonsum (vorübergehend) zu ganz verbieten.

„… Deutschland war eines der wenigen Länder mit hohem Einkommen, die sich dem starken Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakkonsums (FCTC, WHO) widersetzten. Deutschlands Position diente durchweg dem Schutz von Industrieinteressen und wurde genutzt, um andere Länder zu beeinflussen und unter Druck zu setzen. Damit hat Deutschland maßgeblich zu den Versuchen beigetragen, einen internationalen Vertrag zu schwächen … .“ Grüning 2012

Luftverschmutzung mit Feinstaub (der u.a. auch beim Rauchen entsteht) trugen erheblich zur Covid-19-Mortalität bei. (Pozzer 2020, Harvard 2020). Und weil das Virus eine übersteigerte Immunreaktionen auslösen kann, z.B. bei vorbestehenden Schädigungen (u.a. der intrazellulären Atmungsorganellen. (Valdés-Aguayo 2021)

Für Raucher:innen sind Infektionen wegen der inhalierten Schadstoffe, auf denen auch das Krebs-Risiko beruht, besonders gefährlich.

Aber noch bedeutsamer ist, dass Nikotin die Funktionen der Vagus-Nerven-Regelkreise beeinträchtigt. Deren Aufgabe es ist, Herz, Atmung und Immunsystem zu beruhigen.

Das aufgenommene Nikotin wirkt auf das „nikotin-artige“ Signalsystem (u.a. der Immunzellen), und stört es. Bei älteren Personen (mit vorgeschädigter zellulärer Atmungsfunktion) wird so das das Risiko erhöht, einen so genannten Zytokin-Sturm zu erleiden, der zu schweren und langandauernden Verläufen führen kann.

Bei Kleinkindern verlief die CoV-Infektion meist symptomfrei.

„Die Infektions-Sterblichkeitsrate (IFR) bei Covid-19 betrug 0,0003 % bei 0-19 Jahren, 0,002 % bei 20-29 Jahren, …“ Pezzullo 2023

Kleinkinder waren indirekt (von den Covid-Maßnahmen) betroffen. U.a. weil sie durch die Quarantäne (zu Hause) stärker Passiv-Rauch ausgesetzt wurden, was sich nachteilig auf die Ausreifung des „nikotinartigen“ Immunsystem-Regelkreises auswirkt. Und weil ältere Kinder und Jugendliche, in Folge vermehrter Stress-Belastung schneller zu Zigaretten und anderen Suchtmitteln) griffen.

Deshalb fordert die Vereinigung der Kinderärzt:innen in England (RCPCH) starke Einschränkungen und Verbote von Vaping und e-Smoke, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen (BMJ 06.06.2023):

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Vollständiger Artikel, Literatur, Links

Letzte Aktualisierung: 01.08.2023