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Krieg, Mord & Amok

„Ich habe mich gefühlt, als wäre ich im Einsatz: … Ich muss da rein, suchen, vernichten, fertig.“

So schildert Florian G., ein ehemaliger Fallschirmjäger, seinen Zustand vor seinem Vierfachmord am 01.03.2023.

„Bei der Bundeswehr sei er abgestumpft, heißt es in der verlesenen Erklärung. Er sei an der Waffe ausgebildet worden, zum Töten. Immer wieder habe es Schikane, Schläge, Tritte gegeben. Bei einem Einsatz in Mali habe er monatelang sein Leben riskiert, Attentäter abgewehrt und Bilder von verstümmelten Kindern danach nicht mehr aus seinem Kopf bekommen. „Ich kam als emotionsloser, gleichgültiger Zombie nach Hause. Ich wollte nur noch Ruhe, Frieden, Sicherheit für meine Familie.“ Zitat: Rotenburger Kreiszeitung, 15.02.2025

„Ich habe mich gefühlt, als wäre ich im Einsatz:
Ich muss da rein, suchen, vernichten, fertig.“

Florian G. war kriegstüchtig. (Pistorius 2024) Die Kriegsmentalität (NATO 2024) war in ihm eingebrannt. Im Häuserkampf an der Front hätte er eine Auszeichnung verdient. Dafür hatte er seine Friedenstüchtigkeit verloren (BZ 04.05.2024).

Je intensiver für Kriege trainiert wird, und je auswegloser die Situation für Menschen erscheint, die nichts mehr zu verlieren haben, desto mehr häufen sich Amok-Ereignisse. Menschen, die posttraumatische Belastungen erlitten haben, wurden körperlich und geistig-seelisch schwer gestört. Sie reagieren auf Auslösungssignale im Affekt und können dann nur angreifen oder fliehen. Den eigenen Tod nehmen sie in Kauf.

Amok-Phänomene (2024 und 2025) scheinen von Eigenbrötlern begangen zu werden, die aus Frustration und Hass viele Unbeteiligte in den Tod reißen. Dabei wird der rationale staatliche Terror vergessen, der sich ggf. der Amok-Kranken bedient, bei Mord, Folter, Vertreibungen und ethnischer Säuberung in den zahllosen Kriegen um Rohstoffe. Dann werden Amokläufer benutzt als Kanonenfutter von Mächtigen, die sie emotionslos und kühl berechnend steuern.

Sind Amokläufer psychisch krank oder normal-zurechnungsfähig?

Es ist nicht gesund, die (rationale) Kontrolle über sich zu verlieren und in Hassattacken andere zu töten. Aber natürlich sind solche Menschen in der Regel voll verantwortlich und schuldfähig, weil es bei ihnen zuvor meist klare Momente gab, in denen sie das, was sie taten, nüchtern planten.

Archaische Menschen, die plötzlich durchdrehen, randalieren oder toben und dabei ggf. andere umbringen, waren früher vielleicht einmal für das Überleben steinzeitlicher sozialer Gruppen nützlich. Zum Beispiel, wenn:

  • angesichts einer Übermacht von Feinden das eigene Leben im Interesse der Selektion der Sippe an Bedeutung verlor oder wenn,
  • ungeachtet der eigenen Risiken, andere aus höchster Gefahr gerettet wurden.

Amok ist ein Symptom

Reflexartig wird bei Terrorereignissen in den präsidialen Botschaften ein äußerer Feind fantasiert, mit dem man sich im Krieg befände, und den es zu besiegen gilt. Bei organisiertem, ideologischem Massenwahnsinn mag diese Ansicht vielleicht noch einen rationalen Kern enthalten, bei individuellen Einzeltätern, die bisher nicht oder wenig aufgefallen waren, ergibt sie keinen Sinn.

Gerade solche Einzeltaten zwingen dazu, das Schreckliche als ein Symptom einer Krankheit zu betrachten, die einen gesellschaftlichen Zusammenhang betrifft. Die vom Terror Bedrohten sind deshalb nicht schuld, aber sie und ihr Verhalten sind sehr wohl Teil eines Problemzusammenhanges, den sie beeinflussen könnten.

Statt sich reflexhaft nach Amok-Ereignissen immer stärkere Abschottungs- oder Bekämpfungsmaßnahmen auszudenken, wäre es an der Zeit, ernsthaft daran zu arbeiten, alle Kriege auf dem Planeten zu beenden.

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Letzte Aktualisierung: 16.02.2025