5. Juli 2017

Sexualität

Die Belohnung durch Sex ist ein Grundbedürfnis.

Geilheit
Er denkt nur an Sex (Gombe 1985)

Für Sex lohnt es sich (vorübergehend) auf Nahrung und Wasser zu verzichten und viel zu riskieren. Damit Tiere sich reproduzieren und damit gegen eigene Fressinteressen verstoßen, müssen im Organismus starke Belohnungssysteme wirken. Eines der wichtigsten für Säugetiere ist die Ausschüttung des Hormons Dopamin, das Lust verspricht und zur Aktivität treibt. Interessanterweise wird Dopamin nicht als Belohnung für Sex ausgeschüttet, sondern vielmehr davor, bis kurz vor dem Orgasmus.

Sobald der Zweck erfüllt und der Samen übertragen wurde, stürzt der Dopaminspiegel ab. In der Erschlaffung steigt dann der Pegel für Oxytozin, das Bindungshormon. Es sorgt dafür, dass Paare manchmal miteinander schlafen. Dann bleiben sie häufiger zusammen, als wenn sie nur miteinander Sex haben.

Bei Sex hört bei den meisten Tieren der Spaß auf.

Sex ist (vielleicht außer bei den Bonobos) eine ernste Angelegenheit, so ähnlich wie Nahrungsbeschaffung. Mindestens ein Partner muss sich dabei anstrengen. Bei Menschen passen Gefühlsäußerungen (wie etwa Lachen) meist nicht zum Sex. Gefühle sind nur spannend für das spielerische Geplänkel, Werben und Flirten vor dem Sex. Wenn es dann zur eigentlichen ernsthaften Sache kommt, stört es.

Bei Sex-Aktiven wird die maximale Leistungsfähigkeit des Symphatikus aktiviert, so als sei man in einem Kampf (Krokodilsprache).

Gleichzeitig aber vermitteln andere Anteile des Gehirns (Vagus u.a.), dass es sich um ein „Spiel“ handelt. In der passiven Partnerrolle hält man (oder frau) still (Schildkrötensprache), mit dem entscheidenden Unterschied, dass dabei Lust empfunden wird.

Der beste Orgasmus führt nur zu relativ kurzer Be-Friedigung.

Die Sexualitätsfunktion ist so angelegt, dass ihr nicht eine zu langes Zufriedenheitsgefühl folgt. Nach einer kleinen Latenzphase wächst wieder die Sehnsucht nach mehr und öfter. Oder es entwickelt sich eine Frustration, das es gestern so schön war, und heute nicht mehr ist. Weil das auch Stress mit sich bringen kann, leiden viele Menschen an „Konflikten im kleinen Becken“, die sie dann zu Sexualtherapeut/innen, Frauenärzt/innen und Urolog/innen führen.

Affenartige Rituale

Die engsten Verwandten des Homo sapiens, die Bonobos, entwickelten die geniale Idee, die Sprache der Sexualität für die Lösung sozialer Konflikt zu nutzen. Dafür haben die Männer unter ihnen im Vergleich zur Körpergröße etwa viermal so große Hoden wie Homo sapiens. Das erlaubt den Bonobos drei bis fünf sexuelle Kontakte pro Tag.

Möglicherweise gehörten Ur-Adam und Ur-Eva in ihrem Paradies zu einer ähnlich sex-verliebten Sorte großer Affen.

Bei modernen Menschen ist Sex demgegenüber vergleichsweise selten, weil der starke Trieb zu Sehnsucht und Verlangen überhöht wurde: Die spannungsgeladene Phantasie virtueller stimuliert zu Heldentaten, dafür wurde die Gelegenheit zu realem Sex seltener.

Letzte Aktualisierung: 14.06.2019