Trance geht einher mit einer besonderen Logik, bei der handlungs-leitende Befehl wichtiger ist als die widerstrebende Realität, einer Mauer, eines Grabens oder eines Gegners. Menschen in Trance kann scheinbar nichts aufhalten, bis sie zusammenbrechen.
Alle hochentwickelten Säugetiere können in Trance fallen
Sie handeln dann aufgrund erinnerter Befehle bedingungslos für ihre Gruppe: ohne Rücksicht auf den eigenen Tod.
Trancezustände sind bei gesunden Menschen völlig normal.
Möglicherweise machen leichte Trance-Zustände („Flow“) den größten Teil des „automatisch“ ablaufenden Handlungs-Erlebens aus.
Liegt die Schwelle zur Trance-Auslösung sehr niedrig, steigt (insbesondere bei Stress) das Risiko für Psychosen. Auch bei psychisch sehr stabilen Menschen kann das Vollbild einer Psychose leicht ausgelöst werden: z.B. durch Schlafentzug von wenigen Tagen oder traumatische Belastungen.
Bilder
Asmat: leben mit den Ahnen. Trance dominierter Ahnen-Kult steinzeitlicher Bauern: Auf Opa schlafen, damit dessen gute Gedanken den Alltag bestimmen können. (Bilder: Konrad, Heidelberg 1981)
Angst und Stress erzwingen sozial-konformes Handeln. Die Maske kennt weder Gefühle noch Erbarmen. Und Eros, der Gender-Dynamo, ist angesichts der Tabus und der Bessenheits-Befehle darf nicht mehr handlungsbestimmend. (Bilder aus drei Kontinenten)
Das Werk und das große Ganze sind wichtig: die Vorsorge für das Leben nach dem Tod des Herrschers. Sklaven und Fronarbeiter sind bedeutungslos, und müssen durch Bessenheits-Rituale und Gewalt zusammengehalten werden (Bilder: Ägypten, Osterinseln).
Der König ist besessen. Er lauscht der inneren Stimme („Gott“), der ihm Gesetze diktiert. Stele des Hamurapi ~1700 v.u.Z.
Befehle in der Trance-Logik sind absolut. Fühlen und Denken spielen keine Rolle. Besessen-sein und das Liebste für die Trance-Götter opfern Abraham den Sohn und Agamemnon die Tochter
Struktur der Trance- oder Bessenheits-Religion: Außerhalb des Sichtbaren dehnt sich der Nahbereich der Welt des Unsichtbaren. Dort wohnen Ahnen und Geister, die stetig (gut oder böse) in das Leben hineinwirken. Schamanen können diese Sphäre betrachten und betreten. Sie können das Sichtbare und Unsichtbare wieder miteinander versöhnen, und so alle („ernsten“) Krankheiten heilen (z.B. Siechtum nach Verfluchung wegen Tabubruch). Im Tod betritt ein Mensch die Geisterwelt, und bei der nächsten Geburt verlässt er sie wieder. Der unsichtbare Nahbereich ist eingebettet in größere Prinzipien „Geist, Erde, Universum, Gott, Natur), die aber (je mächtiger sie sind) nicht direkt auf die Menschen einwirken, sondern nur über das Mittel „kleinerer Götter“ oder Geister oder Ahnen handeln. Graphik: Jäger
Trance-Fetisch aus Westafrika zur Abwehr böser Geister. Bild Jäger 2019
Kunst in archaischer Trance: „Wenn ich arbeite, werfe ich mich ins Leere. In etwas das stärker ist als ich.“ Joan Miró, Palma de Mallorca. Bild: Jäger 2018
Massen Trance (Bilder: Unyago, Tansania, Jäger 1983). Moderne Formen: Karneval, Sport-Event, Lover-Parade … Die positive Seite: Gemeinschaft vom Ich zum Wir für eine gemeinsame Weltgestaltung (Pete Seeger, Solidarity forever). Die schreckliche Seite: Lynchen im Massenwahn (Mwizi)
Spaß haben und im Prozess fließen (Trance light oder Flow), Bild Jan Falkenberg.
Innige Verbindung zwischen Mutter und Kind. Die intensivste Form des Ich-Verlustes zweier körperlich voneinander getrennter Menschen unmittelbar nach der Geburt. Scheinbar selbständige Menschen schwingen sich in Trance aufeinander ein. „Wir sind zur Liebe fähige Tiere“ (Maturana). Und in Trance sind Bindungen besonders stark. Bild: www.portraits-aus-hamburg.de