Versöhnung statt Rache
In vielen Ländern Afrikas (u. a. Sudan, Kongo, Mosambik, Mali, Niger) wird versucht, „regionale Chaoszustände zu schaffen, um Ambitionen und Interessen zu befriedigen.“ (Baud 2025)
Im Ost-Kongo und in Nord-Mosambik waren die internationalen Konzerne, Söldner, staatliche Handlanger und Mörder 2025 sehr erfolgreich. Coltan und Erdgas werden deutlich billiger, wenn die Lieferung direkt von den Minen und Bohrungen an die Abnehmer erfolgt, ohne staatliche Zwischenhändler. Am besten, wenn die Bevölkerung um die Abbaufelder zuvor weg-gesäubert wurde.
Erstaunlicherweise gelang das in Tansania bisher nicht.

Haben die Völker dort, nach dem Trauma des gescheiterten Befreiungskrieges gegen deutsche Kolonialtruppen, Techniken der Friedensfähigkeit erlernt? Fähigkeiten interner Konfliktlösungen, die es den Rohstoffgierigen erschweren, Kriege anzuzetteln? (Ndagala, Lukas s.u.)
Immerhin leben in Süd-Tansania ehemalige Todfeinde auf engem Raum in Dörfern zusammen. Noch im 19. Jahrhundert hatten sie, im Zuge einer Einwanderungswelle aus dem Süden Afrikas, schreckliche Kriege gegeneinander geführt. (Kinambo 2017).
Zurzeit aber herrscht dort Frieden, während in unmittelbarer Nachbarschaft (bei verwandten Völkern) die gesellschaftlichen Ordnungssysteme zertrümmert werden.
Bei tansanischen Diskussionen, wie trotz der ausländischen Interessen der Frieden erhalten werden könnte, werden auch die Erfahrungen der Aufarbeitung der rassistischen Diktatur in Südafrika analysiert. Denn sie gleichen vertrauten traditionellen Kommunikationstechniken in Konflikten.
In Südafrika versuchte man nach dem Ende des Traumas der Rassen-Diktatur einen innovativen Weg, wie Menschen zu angeborener Friedensfähigkeit zurückfinden können.
Friede ist angeboren. Krieg muss erlernt werden.
Alle Menschen werden gleich geboren. Sie gedeihen in Liebe. Und entwickeln in den ersten Lebensjahren die gleiche Sprache der Gefühle. Sie leben fröhlich, frech und unbekümmert. Ab dem Kasperle-Alter beginnen sie zu verstehen, dass andere unterschiedlich fühlen und denken können.
Sie erlernen die Kunst emotionaler Intelligenz, die sie zu gelingenden Beziehungen mit allen Menschen befähigt. Ihre angeborene und frühkindlich erworbene Friedensfähigkeit muss ihnen dann durch Drill, Leistungszwang und Indoktrinierung abtrainiert werden. Erst dann lernen sie falsch von wahr zu unterscheiden, und das Böse vom Guten, und Feind vom Freund. Das menschentypische Miteinander wird allmählich in ein für Krokodile typisches Gegen-Einander verkehrt. Sie erlernen Kriegstüchtigkeit.
Im Krieg werden sie traumatisiert und verüben Verbrechen gegen ihre Menschlichkeit. Danach gilt das Recht der Sieger: Die Bösen der anderen Seite werden abgeurteilt, weg-gesperrt oder umgebracht. Friede ist dann eine kurze Atempause für den nächsten Krieg.
Die Wahrheits-Kommission in Südafrika

Vor dem Hintergrund der Überzeugung, dass Menschen gut sind und das Böse erst erlernen müssen, entwickelte sich die Idee, dass Versöhnung möglich sei. Wenn es gelingt, die ideologischen und rationalen Gedanken zu beruhigen und sich Menschen als fühlende Wesen begegnen.
Dann sollte es möglich sein, dass Menschen, Täter wie Opfer, zu einer Aussöhnung der Gefühle finden können: zu gemeinsamer Trauer und Reue.
„Ich bin nicht. Wir sind!“ Desmond Tutu
Es ist möglich, kulturell angeeignete Muster, die zu Verbrechen führten oder die nach Rache schreien, zu beruhigen.
Man versuchte in Südafrika gemeinsam nach einer „Wahrheit“ zu suchen, bei der nichts aus taktischen oder ideologischen Gründen verschwiegen werden sollte. Erst nach schonungsloser Offenlegung der Schuld kann ein Täter die Trauer der Opfer spüren und andere Menschen „von Herzen“ um Verzeihung bitten. Und diese können ihm verzeihen und die Strafe erlassen.
Im Rahmen des Versuches „Wahrheit und Dialog Vorrang einzuräumen vor Strafverfolgung“ wurden in Südafrika etwa 7.000 Amnestie-Ersuchen eingereicht und verhandelt. Mehr als 900 dieser Verhandlungen verliefen erfolgreich.
Von dieser afrikanischen Kompetenz zur friedlichen Kommunikation könnten andere lernen.
„Wenn du jemanden anderen verletzt hast, musst du die Verantwortung übernehmen. Denn wenn die Wahrheit gesagt wird, wird ein Heilungsprozess in Gang gesetzt, der zurück zu Frieden führt.“ Anny Abinati , Richterin des Yurok Stammes, Usa, zitiert von Clivia von Dewitz