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Wer gewinnt den Atomkrieg?

Der 3. Weltkrieg hat begonnen. Soweit herrscht Übereinstimmung. (Poroschenko 25.11.24, Macron & Starmer 25.11.2024, Putin 24.11.2024, Saluschnyj 21.11.2024, Pistorius 23.11.2024)

„… I believe it’s right to call Ukraine a proxy war, because I think it’s reasonable to conclude that the Biden administration has supported the war not only in deference to righteous Ukrainian determination to fight off Russia but also because the war was a chance to delilitate our enemy without directly engaging it.“ („… …, es ist richtig, die Ukraine als Stellvertreterkrieg zu bezeichnen …, weil der Krieg eine Chance war, unseren Feind zu schwächen, ohne ihn direkt anzugreifen.“ New York Times, 17.11.2024

Der Energiewende-Krieg. Der Freitag‘, 25.11.24 (pdf)

Für die einen geht es in der Ukraine, in Russland, Israel, Gaza, Palästina um das nackte Überleben. Für andere, die sich weit weg in Sicherheit glauben, zählen ausschließlich Macht, Rohstoffe und Profit.

Wer sich stärker fühlt, glaubt Kriege gewinnen zu können (Telepolis 25.11.2024) und eskaliert. Andere, die zu ahnen scheinen, dass ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann (Bulletin of the Atomic Scientists), „erwägen“ Gespräche (BZ 27.11.2024) oder bereiten den großen Krieg in Asien vor. (Rand Coop. 15.11. & 20.11.24)

Krieg ist ein kulturelles Phänomen.

Nur das letzte eine Prozent der Menschheitsgeschichte verlief kriegerisch. (1) Erst „seit 5.000 Jahren führt uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund“. (2) Der aktuell drohende Atomkrieg steht in einem Zusammenhang mit einem „entgrenzten Nihilismus der Macht“. (3) Und das schreckliche Leid geschieht, weil die Mächtigen „nicht ihren Kopf hinhalten müssen.“ (4)

Kriege nutzen wenigen Mächtigen und schaden der großen Mehrheit der anderen.

Zum Hintergrund des aktuell drohenden Atomkrieges

2019 drohte in den Industriestaaten eine gewaltige Rezession. (IMF 10/2019) Man befürchtete ein Platzen der Finanzblase, ähnlich wie 2007-2008. Die Ausrufung des Weltkriegs „gegen ein Virus“ behob das Problem. Eine gewaltige Umverteilung öffentlicher Mittel in Bekämpfungsstrategien verhalf dem Finanzmarkt wieder zu profitieren. Am 16.03.2020 rief Frankreichs Präsident den Krieg aus („Nous sommes en guerre“ Macron) und fegte damit demonstrierende „Gelbwesten“ von den Straßen. Während sich das Kapital erholte, saß die von Todesangst bedrohte Bevölkerung (mit Kindern) brav im Home-Office. Aber nur bis 2022. Denn Verhaltensänderungen, die auf Angst beruhen, halten nicht lange an.

„Ehrlicherweise gilt: 80% unseres Erfolgs waren die Horrorbilder aus Italien.
Sie geraten in Vergessenheit. Daher braucht es jetzt gute Strategie.“
Karl Lauterbach, 05. Mai 2020

Solange die psychologische Depression noch andauerte, wurde die „Zeitenwende“ verkündet: eine noch viel gewaltigere Umverteilungsaktion öffentlicher Mittel in die Kassen privater Unternehmen (zunächst 2 % des BSP, vielleicht demnächst 6 %?). Vielleicht ist es damit möglich, die „grün angehauchte“ Wachstumsblase weiter aufzupusten, obwohl (kriegsbedingter) zumindest in Europa die Rezession droht. Jedenfalls unser Kriegsminister mal eben für 4,7 Mrd. € neue U-Boote (DLF, 29.11.2024). Das nutzt Thyssen und schafft Arbeitsplätze. Allerdings bleiben solche Waffensysteme, „gegen“, was auch immer, unproduktiv. Sie kosten und rosten, aber schaffen keine neuen Werte.

In England wird 2024 nach der Indienststellung zweier Flugzeugträger über deren Abwrackung nachgedacht (Klarenberg 24.11.2024). Sie verschlangen über acht Mrd. €, funktionieren aber nur suboptimal bis gar nicht. Außerdem entwickelte der anvisierte Feind dieser Flotte (China) inzwischen billige Schiffe-Versenker. (Telepolis, 26.11.2024) Die englischen Rüstungskonzerne werden sich also wieder etwas Neues ausdenken müssen, und sie werden noch höhere staatliche Subventionen fordern. Dem deutschen Kriegsminister wird es nicht anders ergehen.

„Gegen“ etwas rüsten kann nicht nachhaltig „für“ etwas wirken. Deshalb gingen alle bisherigen großen Weltreiche zugrunde, die mit vielfach überlegenerer Militärmacht besser motivierte Feinde vernichten wollten.

Was folgt daraus?

Der Westen kann den Krieg mit Russland nicht verlieren, ohne weltweit auf die zweite Position abzustürzen. Russland kann den Krieg ebenfalls nicht verlieren, weil es sonst als Staat zerfällt. Im Stellvertreterkrieg im Nahen Osten ist es ähnlich. Also bleibt nur der Atomkrieg, bei dem der zu gewinnen glaubt, der die dickere Bombe oder die schnellere Hyperschallrakete hat. Schon 1962 bei der Kubakrise war klar, dass ein atomarer Schlagabtausch mit Sicherheit ein (vorübergehendes) Ende der Biosphäre bedeuten würde.

Angesichts dieses (unabwendbaren?) Fiaskos verhält sich China erstaunlich ruhig. Obwohl es ja nicht Russland ist, das die USA als Weltmacht Nummer eins ablösen könnte. China scheint Go zu spielen, oder der Taiji-Grundregel zu folgen: „Vier Unzen bewegen eintausend Pfund (四兩撥千斤“. Man beginnt zurzeit damit, US $ zu verleihen. („How China could re-dollarize the world indi.ca, 19.11.2024)

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Literatur

  1. Harald Meller, Kai Michel, Carel van Schaik (2024): Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen. dtv
  2. Rainer Mausfeld: Hybris und Nemesis (2023): Wie uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt, Westend
  3. Emanuel Todd (2024): Der Westen im Niedergang. Ökonomie, Kultur und Religion im freien Fall Westend
  4. Nassim Nicholas Taleb (2018). Skin in the Game: Hidden Asymmetries in Daily Life. Random House

Letzte Aktualisierung: 01.12.2024