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Zero-Covid & Neo-Konfuzianismus

2020 waren Lock-downs bei Atemwegsinfektionen eine absolute Weltneuheit.

China machte vor, was in einem totalitären Regime möglich ist. Ob das Einsperren ganzer Megastädte infektiologisch Sinn mache, war fraglich. Die ausgelösten Kollateralschäden wurden nicht systematisch untersucht. (Plastik-Vermüllung, psychische Störungen, Entwicklungsschäden bei Kindern, uva …)

Der politische Effekt war allerdings enorm. Daher folgte man in vielen („westlich-neo-lieberalen“) Ländern diesem Vorbild (Macron: „Wir sind im Krieg“) Und wollte es dann noch besser, noch härter, noch rigoroser machen. Hat China die Welt vorgeführt?

Kurzer Rückblick auf 2020

Alles wie immer: Thakhek, Laos, Februar 2020. Bild Jäger

Am 01.12.2019 wurde der erste Fall mit einem neuen Virus in Wuhan nachgewiesen. Am 08.01.2020 entdeckte man den ersten Fall in Bangkok. Die Epidemie verbreitete sich seither, wie für Atemwegsinfektionen typisch, in ganz Südostasien. Bis zum 23.01.2020 hieß es, dies Virusinfektionen in China verliefen „mild“.

Andere Faktoren, die Atemwegsinfektionen begünstigten, und die für den Ausbruch mitverantwortlich waren (u.a. die miserable Luftqualität in Wuhan) ignorierte man.

Am 30.12. verbreitete der amerikanische Infektions-Informationsdienst Promed die Information eines Todesfalls mit einem neuen Virus an 80.000 Abonnenten weltweit: Die „pandemische Panik“ wurde losgetreten, befeuert durch das graphischen Programm der John-Hopkins-Universität, das sie Gemeldeten und Toten zählte.

Am 23.01.2020 verfügten die Behörden plötzlicher einen Lock-down in Wuhan. Wohl auf Befehl aus Peking. Gab es plötzlich Hinweise auf einen Laborunfall nach „Gain-of-function„-Versuchen? Jedenfalls stampfte man in kürzester Zeit ein Krankenhaus aus dem Boden, dass anschließend nicht ausgeslastet werden konnte.

Nach drastischen Maßnahmen und Gängelungen der Bevölkerung, reiste der Parteichef Xi Jinping am 10.03.2020 nach Wuhan und erklärte, nun sei das Virus besiegt. Durch ein Wunder? Jedenfalls endete der Lockdown in Wuhan nach 76 Tagen (am 08.04.2020). Und im Früh-Sommer fanden dort wieder die ersten Pool-Parties statt.

Das neue Virus hatte sich vermutlich inzwischen weit verbreitet, so wie es grippeähnliche Viren üblicherweise tun, wenn sie von einem Menschen zum anderen fliegen.

Persönlicher Eindruck

JHU-Statistik der Infektionszahlen in Laos von Januar 2020 bis zum 11.02.2023: coronavirus.jhu.edu/region/laos

Im Februar 2020 unterrichtete ich in Laos, etwa 2.500 km von Wuhan entfernt (~ Hamburg-Lissabon). China und Laos stehen in regem wirtschaftlichem Austausch. Im Nachbarland Thailand waren bereits Fälle nachgewiesen worden. Trotzdem nahm ich keine Nervosität wahr. Niemand redete von einer bevorstehenden Gefahr. Ärzte berichteten mir, im Sommer 2019 sei eine ungewöhlich heftige Grippewelle durchs Land gelaufen. Man sei deshalb gegen neue Grippeviren gut geschützt.

Ende Februar erklärte mir ein Beamter im Ministerium, man müsse wegen der weltweiten Aufregung nach außen einen guten Eindruck machen, und kontrolliere daher „streng“ die Grenzen. Möglicherweise müsse man auch den Tourismus etwas bremsen. Tests seien aber viel zu teuer. Intensivversorgung sei nicht verfügbar. Erkrankte sollten besser zu Hause bleiben und Ingwer-Tee trinken. Vermutlich handele es sich nur um ein begrenztes Ereignis mit lokaler Bedeutung.

Nach meiner Rückkehr fand ich in meinem Postfach ein Video-Clip aus Burkina Faso. Offenbar hatte sich der laotische Kollege geirrt: Hier war etwas Großes im Gang. Aber was? Denn China hatte das Afrika-Video des Todesvirus sicher nicht in Auftrag gegeben.

Bewegter Comic von Februar 20220, zugeschickt aus Burkina Faso). Ein Todes-Virus rennt durch Afrika killt unbarmherzig. Jemand rappt dazu : „ … Die Gerüchte (Corona sei harmlos) werden dazu führen, dass ganz Afrika beerdigt wird … “.

Deutsche Freunde von mir blieben weiter in Laos, und daher erfug´hr ich, wie es dort weiterging. Infektiologisch geschah absolut gar nichts. Da man nicht oder kaum testete, gab es keine Infizierten. Auch die gewöhnliche Sterblickeitsstatisitik zeigte nichts besonders.

Trotzdem schloss sich die Regierung der chinesischen Politik an und zelebrierte einen „strengen Lockdown“. Der legte den Tourismus im Land lahm. Und ärgerte die vielen Ausländer, die vorübergehend ihre Geschäfte und Reisen unterbrechen mussten. Die Menschen in den Dörfern merkten vermutlich nichts. Aber die Busse fuhren seltener oder gar nicht, und Märkte und das Partyleben der Neureichen wurden drastisch eingeschränkt.

86% der laotischen Bevölkerung wurden „einmal“ geimpft (etwa 6,3 Millionen). „Einmal“ ist ähnlich, oder schlechter wirksam, als „keinmal“ impfen. Zumal musste man an die Wirksamkeit des chinesischen Impfstoffs glauben. Die Laoten spielten so Placebo-Theater und machten einen guten Eindruck. Aber vielleicht ist 2020 und 2021 auch deshalb nichts in Laos geschehen, weil viele Menschen (durch frühere Corona-Virus-Epidemien) eine Semi-Immunität aufwiesen.

Zurück zu China

China gehörte zu einer kleinen Gruppe von Ländern wie Taiwan, Australien, Neuseeland und Singapur, die eine Null-COVID-Strategie verfolgten. Die Strategie der chinesischen Regierung umfasste umfangreiche Tests, das Tragen von Masken, Corona-Apps, Überwachungskamerasm Temperaturkontrollen, Belüftung, die Rückverfolgung von Kontakten, strenge Quarantäne-Rituale, die Isolierung infizierter Personen, Reise- und Einreise-Verbote, und extrem strenge Einschränkungen bei lokalen Ausbrüchen.

Offiziell galt drei Jahre lang „Keine Toleranz gegenüber dem Coronavirus“. Etwa 90 Prozent der Bevölkerung wurden mit chinesischen Impfstoffen geimpft und aufgefrischt. Die Chinesen unterzogen sich routinemäßig PCR-Tests: Um sich auf öffentlichen Plätzen frei bewegen zu können, musste man ein aktuelles negatives PCR-Testergebnis mit sich führen, das in ein spezielles Programm auf das Smartphone heruntergeladen wurde. Beim Betreten eines Geschäfts, einer Apotheke oder eines Büros musste man das negative Testergebnis vorweisen und den QR-Code der jeweiligen Einrichtung scannen – alle Bewegungen der Bürger wurden genau überwacht, um die Verbreitung des Virus zu kontrollieren.

Meldezahlen von Infektionen hatten möglicherweise, ähnlich wie in Laos, taktischen Charakter: Manchmal waren viele Meldungen nützlich oder auch nicht.

Der Einreiseverkehr wurde vollständig eingefroren. Einreisende mussten eine mehrtägige zentralisierte Quarantäne über sich ergehen lassen (zunächst drei Wochen, später schrittweise reduziert).

2022 kam es zu zahlreichen Abriegelungen von Gebäuden bis hin zu ganzen Bezirken, was zu Frustration, Angst und Wut führte. Einige, wie die in Shanghai, Tibet und Xinjiang, wurden mit aller Härte durchgesetzt und führten zu Lebensmittelknappheit und Entbehrungen.

Im Rahmen der Null-Covid-Politik sollten lokale Beamte (bei Strafandrohung) alle Ausbrüche kontrollieren, und zugleich für möglichst soziale und wirtschaftliche Beeinträchtigungen vermeiden.

Dann am 25. Dezember 2022 gab die Nationale Gesundheitskommission der chinesischen Regierung bekannt, dass sie keine täglichen COVID-19-Daten mehr veröffentlichen würden. Und schließlich beendete man das Theater.

Das Land wurde im Januar 2023 von einer enormen Infektionswelle überschwemmt, und die Welt erwartete Millionen von Toten. Die Medien im Westen schürten Angst vor einer Mutanten-Welle: „Außer Kontrolle. China hat vor der Pandemie kapituliert.“ (FAZ 07.01.2023). Aber es geschah nichts besonders: Die Katastrophe blieb aus. (Reuters 25.01.2023).

Was geschah in China und Laos hinter den Kulissen?

Vollständiger Artikel

Letzte Aktualisierung: 18.02.2023