Kinder in Bewegung
Es war etwa 2001, irgendwann vor Hamburger Bürgerschaftswahlen. Die damalige Oppositionspartei versuchte die Senats-Bürokratie zu stören, und stellte eine kluge Frage.
Ob es richtig sei, dass

- die Hamburger Kinder immer dicker würden,
- sich wirklich immer weniger bewegten,
- es sich dabei um ein Problem handele,
- und wenn ja, was der Hamburger Senat dagegen unternehme.
Ich war dort vorübergehend der zuständige Referent und antwortete etwa so
- „Ja, es sei richtig, dass die Kinder und Jugendlichen in Hamburg dicker und bewegungfauler würden,
- Ja, dabei handele sich um ein ernstes Problem, das sich langfristig gesellschaftlich auswirken würde. Denn es beeinflusse die Verhaltens- und Intelligenzentwicklung und damit die spätere Erwachsenengesundheit.
- Und ja: angesichts dieser Gefahren müsse man (eigentlich) unbedingt etwas tun.“
Mein Vermerk kam umgehend von der Behördenspitze zurück, mit einer bleistift-geschriebenen, ausradierbaren Randnotiz: „Lieber Herr Jäger, bitte keine Frontalvorlage für die Opposition!“
Offensichtlich war ich unfähig für die Politik. Also musste meine Kollegin den Job übernehmen. Ihre Antwort klang dann etwa so:
- „Die Daten der Gesundheits-Berichterstattung sind leider nicht eindeutig. Wir benötigen dringend weitere Studien.
- Deshalb haben wir die Erstellung eines Gutachtens angeregt. Es wurde sogar schon eine Arbeitsgruppe eingerichtet.
- Die Behörde wird unverzüglich, konsequent und punktgenau handeln. Aber in Ruhe, nach sorgfältiger Auswertung der wissenschaftlichen Ergebnisse. Und zu gegebener Zeit.
- Aber schon bereits jetzt handeln wir: Für die Grundschule A wurden zwei Gymnastik-Bälle gekauft, die Kindertagesstätte B erhielt ein Klettergerüst und ….“
Die Behörde war zufrieden, die Presse auch. Und die Kindern hatten keine Lobby.

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Bewegungskompetenz lässt nach. Die Intelligenz auch?
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