Kriegs-Philosophie

Inhalt
- Alle gegen alle
- Offene Feldschlacht
- Wer gewinnt den Atomkrieg?
- Kriegspsychologie
- Wie zählt man die Toten?
- Gewaltanwendung ist wenig wirksam
- Krieg durch Diplomatie beenden
- Aufhören mit Irrsinn
- Komplexe Realität – einfacher Krieg
- Gewaltfreiheit: Taktik? Strategie?
- Gewalt und Gegengewalt
- Ist Friede weiblich, und Krieg männlich?
Link
Aktuell
- ippnw.de –
- Europas Sicherheit neu denken (Jan. 2025) Engl. Version
- Kinder im Krieg: warchild.org.uk (Deutsch: Der Freitag, 13.12.2024)
Zeitlos
Alle gegen alle
Wieder hat eine Strategie gewaltsamen Zerstörens gewonnen.
Zumindest im Nahen Osten. Die Herrschaft der säkular-religiösen Minderheitengruppe der Alaviten ist Geschichte. Was jetzt fehlt, ist eine Strategie FÜR etwas. Etwa für Frieden.
Stattdessen rückt Israel ein, „um zu bleiben?“ (Tagesschau 13.12.2024, AP 18.12.24). Und die Türkei, die seit Jahrzehnten vom neu-osmanischen Reich träumt, dehnt ihr Staatsgebiet aus (FR 11.12.2024). Türkische Hilfstruppen bereiten den Angriff auf Rakka vor (MSN 17.12.2024).
Der künftige US-Präsident behauptet, die USA hätten kein Interesse an diesem Konflikt (AlJ 07.12.2024). Seine ~900 dort stationierten und Öl verkaufenden Soldaten will er aber nicht zurückholen. (S&S 06.12.2024, Reuters 10.12.24)
Die EU führt erste Gespräche mit den Gotteskriegern und Machthabern in Damaskus (EU 17.12.2024). Sie geben sich „gemäßigt“, in Kleidung und Wortwahl. Ihre Sekten-Brüder hatten zwar erst kürzlich die NATO aus Afghanistan und Westafrika vertrieben. Aber die syrischen Neo-Demokraten (die noch auf den Terrorlisten stehen) vertrauen auf das Kurzzeitgedächtnis des Westens. Denn der kann nur überleben, wenn er wächst, und dazu benötigt er Rohstoffe.
Ähnlich wie in den anderen großen Kriegen im Mittleren und Nahen Osten (seit 2003) verfolgen die westlichen Truppen nur Kriegsstrategien. Wogegen auch immer. Aber ihnen fehlt jeweils ein Plan oder gar eine Vision, wie friedliches Gedeihen und sozialer Ausgleich gefördert werden könnten.
Die großen Verlierer (Iran und Russland) halten sich bedeckt, aber werden sicher hinter den Kulissen umso eifriger tätig sein. Saudi-Arabien und seine Verbündeten wittern neue Geschäfte und werden massiv einsteigen. Vielleicht zum Vorteil Chinas? (Indi 19.11.2024) Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass es in Syrien (und in seinen Nachbarländern) so weitergeht. Denn dort glimmen viele Lunten an diversen Pulverfässern. (Telepolis 17.12.2024)
Es wird eine neue Flüchtlingswelle losgetreten werden. Man wird Menschen vertreiben, verfolgen oder massakrieren, weil sie anders denken, anders glauben oder anders aussehen. Die Umwelt und Lebensgrundlagen werden ebenso vernichtet werden, wie die Erinnerungen an diese einzigartige Wiege menschlicher Kultur. „Syrien“ wird als Staat zerfallen in Protektorate und Herrschaftsgebiete von Warlords, die den strategischen und wirtschaftlichen Interessen der jeweils Mächtigen dienen.
Der NATO-Chef forderte eine allgemeine „Kriegsmentalität“
In Syrien ist sie Realität.
Allerdings gab es dort auch zaghafte Versuche, neu zu denken. Man behauptete in der Region Rojava staatliche Gewalt, sozialen Zusammenhalt und gleiche Rechte auf andere Art organisieren zu können. (Der Freitag 02.12.2024). Keine der Großmächte, die Syrien beherrschen wollten, hielten dieses Experiment für beachtenswert. Die Türkei wird jetzt versuchen, es auszulöschen (RL-Stiftung 11.12.2024), oder es mit den USA aufzuteilen.
Ich bin noch nie in diese Weltregion gereist, kenne die Sprachen nicht und lese nur manchmal Meldungen, die mir über das Netz zuflattern. Daher kann ich auch nicht ansatzweise beurteilen, ob in Rojava tatsächlich erfolgreich mit philosophischen Ideen experimentiert wurde. Zumal Krieg, Bedrohung und Vertreibung friedliches Wachstum verhindern.
Aber ich bin neugierig geworden.
Könnte aus den Ruinen von Rojava eine Idee gerettet werden?
Also habe ich mir vorgenommen, (mir unbekannte) politische Philosophen zu lesen:
„Kommunalismus“
- Murray Bookchin (1921-2006): Die Ökologie der Freiheit (Neuausgabe angekündigt für 3/2025), Die nächste Revolution 2015 – Interview 1996 – Formen der Freiheit, 1977
„Demokratischer Konföderalismus“
- Müslüm Örtülü: Der demokratische Konförderalismus. Eine politische Alternative für den Mittleren Osten? Open Library 2024 (pdf)
„Jenseits von Staat, Macht und Gewalt“
- Abdullah Öcalan: Beyond State, Power and Violence, PM Press Kairo 2022. (archive.org)
Offene Feldschlacht
Die Sprache verroht.
Politik, Medizin und Medien werden durch Gewaltbegriffe bestimmt. „Friede“ verkümmert zum Unwort. Wer es wagt, „querzudenken“ und sich den Kriegen verweigert, stellt sich gegen die Staatsräson.
Passend zur Forderung, „den Marschflugkörper“ zu liefern (DF 18.11.2024), bereiteten andere Parteikollegen eine ‚Phase IV‘ vor: den ‚Beginn der offenen Feldschlacht‘. (FDP, 05.11.2024)
Gemeinsam ist ihnen: Der Krieg wird verherrlicht, der Gegner dämonisiert und die Türen zu Gesprächen zugeschlagen.
Bei allem, was getan werden soll, scheinen wir eine Kriegspartei zu sein, die sich mit Problemen, Widrigkeiten und Gegnern herumschlagen und sie aus dem Weg räumen muss. (Projekt-itis)
Unsere Sprache gleitet (beeinflusst durch Propaganda) immer mehr ab in eine Kriegsverherrlichung:
- Wir sind ‚breit aufgestellt‘ und bereit für den (Wahl-)-Kampf.
- Wir benötigen „Kriegsmentalität“ und „Turbo-Aufrüstung“ (Rutte 13.12.2024)
- Wir kämpfen im Kleinen gegen Mikroben und im Großen gegen Terroristen und Schurkenstaaten.
- Wir stärken unsere Abwehrkräfte, schützen uns, bauen Schutzwälle und Abwehrschirme.
- Wir rekrutieren und mobilisieren alle verfügbaren Kräfte (für die jeweilige Front).
- Wir besorgen uns ‚Bazookas‘ (Scholz 4/2020), hochpräzise Raketen, Hyperschallwaffen und Betonbrecher, Uran-Munition, magische Bomben, Panzer, Landminen und Game-Changer.
- Wir positionieren uns in Schützengräben, igeln uns ein, stehen in der ersten Reihe, sind bereit für den Nahkampf.
- Wir vertrauen TINA (there is no alternative) und handeln bedingungslos.
- Wir erwarten den Schlachtruf, das mächtige Signal und beseitigen alles, was im Weg steht.
- Wir zermahlen (innere und äußere) Gegner mit einem ‚gewaltigen Wumms‘ (Scholz 6/2020) oder einem Doppel-Wumms (Scholz 9/2022), und nehmen keine Rücksicht auf Kollateralschäden.
- Wir sind gut und vernichten das Böse. Erst im Trümmerfeld, nach der letzten siegreichen Schlacht, darf Ruhe einkehren, um den nächsten Kampf vorzubereiten.
Krieg ist ein menschheitsgeschichtlich junges Phänomen.
Erst seit wenigen tausend Jahren treiben Eliten Menschen mit einer Sprache der Gewalt in den Wahnsinn. Aber im Gegensatz zu Schimpansen sind wir fürsorgliche und zur Liebe fähige Affen. Die ersten Sprachen der Gesten und Worte entstanden aus sozialer Kommunikation. Um dem Kriegs-Wahn zu entkommen, müssten sich Menschen also nicht verändern. Sie müssten sich nur zulassen, wie sie geboren wurden: offen, freundlich, neugierig, liebenswert und dem Leben zugewandt.
Wer gewinnt den Atomkrieg?
Der 3. Weltkrieg hat begonnen. Soweit herrscht Übereinstimmung. (Poroschenko 25.11.24, Macron & Starmer 25.11.2024, Putin 24.11.2024, Saluschnyj 21.11.2024, Pistorius 23.11.2024)

„… I believe it’s right to call Ukraine a proxy war, because I think it’s reasonable to conclude that the Biden administration has supported the war not only in deference to righteous Ukrainian determination to fight off Russia but also because the war was a chance to delilitate our enemy without directly engaging it.“ („… …, es ist richtig, die Ukraine als Stellvertreterkrieg zu bezeichnen …, weil der Krieg eine Chance war, unseren Feind zu schwächen, ohne ihn direkt anzugreifen.“ New York Times, 17.11.2024
Für die einen geht es in der Ukraine, in Russland, Israel, Gaza, Palästina um das nackte Überleben. Für andere, die sich weit weg in Sicherheit glauben, zählen ausschließlich Macht, Rohstoffe und Profit.
Wer sich stärker fühlt, glaubt Kriege gewinnen zu können (Telepolis 25.11.2024) und eskaliert. Andere, die zu ahnen scheinen, dass ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann (Bulletin of the Atomic Scientists), „erwägen“ Gespräche (BZ 27.11.2024) oder bereiten den großen Krieg in Asien vor. (Rand Coop. 15.11. & 20.11.24)
Krieg ist ein kulturelles Phänomen.
Nur das letzte eine Prozent der Menschheitsgeschichte verlief kriegerisch. (1) Erst „seit 5.000 Jahren führt uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund“. (2) Der aktuell drohende Atomkrieg steht in einem Zusammenhang mit einem „entgrenzten Nihilismus der Macht“. (3) Und das schreckliche Leid geschieht, weil die Mächtigen „nicht ihren Kopf hinhalten müssen.“ (4)
Kriege nutzen wenigen Mächtigen und schaden der großen Mehrheit der anderen.
Zum Hintergrund des aktuell drohenden Atomkrieges
2019 drohte in den Industriestaaten eine gewaltige Rezession. (IMF 10/2019) Man befürchtete ein Platzen der Finanzblase, ähnlich wie 2007-2008. Die Ausrufung des Weltkriegs „gegen ein Virus“ behob das Problem. Eine gewaltige Umverteilung öffentlicher Mittel in Bekämpfungsstrategien verhalf dem Finanzmarkt wieder zu profitieren. Am 16.03.2020 rief Frankreichs Präsident den Krieg aus („Nous sommes en guerre“ Macron) und fegte damit demonstrierende „Gelbwesten“ von den Straßen. Während sich das Kapital erholte, saß die von Todesangst bedrohte Bevölkerung (mit Kindern) brav im Home-Office. Aber nur bis 2022. Denn Verhaltensänderungen, die auf Angst beruhen, halten nicht lange an.
„Ehrlicherweise gilt: 80% unseres Erfolgs waren die Horrorbilder aus Italien.
Sie geraten in Vergessenheit. Daher braucht es jetzt gute Strategie.“
Karl Lauterbach, 05. Mai 2020
Solange die psychologische Depression noch andauerte, wurde die „Zeitenwende“ verkündet: eine noch viel gewaltigere Umverteilungsaktion öffentlicher Mittel in die Kassen privater Unternehmen (zunächst 2 % des BSP, vielleicht demnächst 6 %?). Vielleicht ist es damit möglich, die „grün angehauchte“ Wachstumsblase weiter aufzupusten, obwohl (kriegsbedingter) zumindest in Europa die Rezession droht. Jedenfalls unser Kriegsminister mal eben für 4,7 Mrd. € neue U-Boote (DLF, 29.11.2024). Das nutzt Thyssen und schafft Arbeitsplätze. Allerdings bleiben solche Waffensysteme, „gegen“, was auch immer, unproduktiv. Sie kosten und rosten, aber schaffen keine neuen Werte.
In England wird 2024 nach der Indienststellung zweier Flugzeugträger über deren Abwrackung nachgedacht (Klarenberg 24.11.2024). Sie verschlangen über acht Mrd. €, funktionieren aber nur suboptimal bis gar nicht. Außerdem entwickelte der anvisierte Feind dieser Flotte (China) inzwischen billige Schiffe-Versenker. (Telepolis, 26.11.2024) Die englischen Rüstungskonzerne werden sich also wieder etwas Neues ausdenken müssen, und sie werden noch höhere staatliche Subventionen fordern. Dem deutschen Kriegsminister wird es nicht anders ergehen.
„Gegen“ etwas rüsten kann nicht nachhaltig „für“ etwas wirken. Deshalb gingen alle bisherigen großen Weltreiche zugrunde, die mit vielfach überlegenerer Militärmacht besser motivierte Feinde vernichten wollten.
Was folgt daraus?
Der Westen kann den Krieg mit Russland nicht verlieren, ohne weltweit auf die zweite Position abzustürzen. Russland kann den Krieg ebenfalls nicht verlieren, weil es sonst als Staat zerfällt. Im Stellvertreterkrieg im Nahen Osten ist es ähnlich. Also bleibt nur der Atomkrieg, bei dem der zu gewinnen glaubt, der die dickere Bombe oder die schnellere Hyperschallrakete hat. Schon 1962 bei der Kubakrise war klar, dass ein atomarer Schlagabtausch mit Sicherheit ein (vorübergehendes) Ende der Biosphäre bedeuten würde.
Angesichts dieses (unabwendbaren?) Fiaskos verhält sich China erstaunlich ruhig. Obwohl es ja nicht Russland ist, das die USA als Weltmacht Nummer eins ablösen könnte. China scheint Go zu spielen, oder der Taiji-Grundregel zu folgen: „Vier Unzen bewegen eintausend Pfund (四兩撥千斤“. Man beginnt zurzeit damit, US $ zu verleihen. („How China could re-dollarize the world indi.ca, 19.11.2024)
Literatur:
- Harald Meller, Kai Michel, Carel van Schaik (2024): Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen. dtv
- Rainer Mausfeld: Hybris und Nemesis (2023): Wie uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt, Westend
- Emanuel Todd (2024): Der Westen im Niedergang. Ökonomie, Kultur und Religion im freien Fall Westend
- Nassim Nicholas Taleb (2018). Skin in the Game: Hidden Asymmetries in Daily Life. Random House
Kriegspsychologie
Wenn Gewalt auf Gegengewalt prallt, gewinnen zwangsläufig die Stärkeren oder Schlaueren. Ist das so?
Nicht unbedingt. Im Dezember 2024 implodierte das scheinbar stabile syrische Regime und übergab die Hauptstadt kampflos an Gotteskrieger. Ähnlich wie 2021, als Barfuß-Kämpfer die NATO aus Afghanistan vertrieben. Die Geschichte ist voll von Ereignissen, bei denen unerwartete Volksbewegungen scheinbar mächtige Reiche in den Abgrund stürzten. Besonders eindrücklich ist die rasante frühe Ausbreitung des Islam, die wie ein Tsunami mehrere hochgerüstete Weltreiche wegspülte. Bei solchen für die beteiligten Eliten meist vollkommen überraschenden Ereignissen war offenbar eine Idee stärker als die Bewaffnung und Ausbildung des Militärs.
Kriege werden eben nicht nur mit Raketen, Panzern und Drohnen gewonnen. Sondern mit dem überzeugenderen Konzept, an das Massen glauben können. Besonders dann, wenn sie an der Front für die Interessen ihrer jeweiligen Superreichen sterben müssen.
Es macht bei der Betrachtung von Kriegsereignissen Sinn, mehr wahrzunehmen als die Zahl und Größe von Bomben und anderem modernem Kriegsgerät. Die Psychologie der Massen, die an Kriegen beteiligt sind, ist mindestens ebenso wichtig. Kriegstreiber wissen das und investieren intensiv in Propaganda. Sie erzählen Geschichten, die den Schäfchen, die zur Schlachtbank getrieben werden, erklären, was sie für absolut sicher halten sollen.
Die eingetrichterte Kriegs-Information konzentriert sich auf das Wenige, was nach Aussonderung von Zusammenhängen übrig bleibt. Medien betreiben im Krieg Ex-Formation: sie lassen weg, was der Kriegsmentalität abträglich sein könnte. Etwa die Vorgeschichte von Kriegen und Konflikten, oder die Interessen der Oligarchen, Superreichen, Konzerne, Militärs, Paramilitärs oder Macht-Institutionen, die den Krieg schüren, weil sie sich Bodenschätze, Macht und noch mehr Reichtum erhoffen.
Ebenso wird natürlich propagandistisch gelogen, Unwesentliches überhöht, abgelenkt und durch Informationsmüll verwirrt. Damit gelingt es meist erfolgreich, ein Nachdenken oder Hinterfragen, das von der als „alternativlose“ verkauften Kampfeuphorie ablenken würde, zu verdrängen.
Aber nur solange, wie die, die an die Front gehetzt werden, ihren Oligarchie- und Militär-Eliten vertrauen. Dazu ist die Illusion eines Wertsystems erforderlich, das selbst den Mächtigsten übergeordnet zu sein scheint, und das gleichermaßen für Arm und Reich gilt. Eine Religion, eine nationale Idee, eine Vision. Die Massen müssen eine starke Sehnsucht verspüren, die sie in die Zukunft zieht und für die sie bereit sind, zu leiden und zu sterben.
Die Art und Glaubwürdigkeit der jeweiligen ideologischen Erzählung sind entscheidend für den Verlauf und das Ende von Kriegen. Die Vorstellungen einfacher Menschen und deren Neo-Frömmigkeit (an was auch immer) bestimmen die Zukunft.
Nachdenken über den aktuellen Krieg in Ost-Europa.
In der Ukraine und Russland stehen sich Kampfhähne gegenüber, die mit allen legalen und illegalen Mitteln psychologischer, propagandistischer, körperlicher und technischer Kriegsführung vertraut sind. Auf beiden Seiten beruhen die Ausbildungen spezieller Kampfeinheiten auf ähnlichen historischen Traditionen. Die Ideologien beider Seiten wurzeln im orthodoxen Christentum, das bei ländlichen Bevölkerungsgruppen eine ähnlich starke Bedeutung hat wie die katholische Kirche in Polen.

Im 15. Jahrhundert bildeten sich auf den Gebieten der heutigen Ukraine und in Südrussland Gemeinschaften „freier“, halb-nomadischer Reiterverbände, die geflohene Leibeigene rekrutierten. Sie nannten sich Kosaken und entwickelten eine einzigartige Kultur in ständiger militärischer Auseinandersetzung mit räuberischen Nomaden oder umgebenden gierigen Fürstentümern.
Den umgebenden Mächten boten sie ihren Militärdienst an und erhielten als Gegenleistung Zusicherungen für eine relative Selbstverwaltung.
Die Legenden ihrer Wildheit und Selbstständigkeit bildeten den Archetyp des russischen und des ukrainischen Nationalismus im Kampf gegen die benachbarten Großmächte. (Nikolai Gogol: „Taras Bulba“ 1835)
Kosakenverbände, die am Don siedelten, beteiligten sich im 16.-18. Jh. maßgeblich an der Eroberung Sibiriens. Sie dienten verschiedenen Herren und versuchten, sich und ihrer Kultur treu zu bleiben. Oft wechselten in wirren Zeiten die Seiten: u. a. während der Russischen Revolution und in der Zeit des Faschismus.

Heute stehen sich Kosaken-Einheiten aus der Ukraine (Ukraine Origins) und aus Russland (DWN 22.01.2022) (mit ähnlichem Kampf-Ethos) direkt gegenüber.
In der Ukraine, wie in Russland, wird versucht, das Kosaken-Image in den Streitkräften zu institutionalisieren. Auf beiden Seiten kämpfen Soldaten, die ihren Regimentern Namen geben, die an Mythen erinnern. (Tavrida, Kuban, Scythian, Baltika, Asov)
Die auf unterschiedlichen Seiten (verbissen) Kämpfenden verbindet die Tradition und der Glaube an das orthodoxe Christentum. Und auch das Training ihrer gemeinsamen traditionellen Kampfkunst, die bis heute von der Ukraine bis nach Sibirien praktiziert wird:
In der Ukraine nennt man es Combat Hapak. Im heutigen Russland wird es Systema genannt (Sibirien– oder Ural-Variante). Die Prinzipien der Kosaken-Techniken weisen viele Ähnlichkeiten mit asiatischen Kampfkünsten auf. Beispiel: „Mit möglichst wenig eigener Energie große äußere Energien lenken und leiten“.
Auf beiden Seiten der Kampflinien wird im Training dieser Einheiten versucht, eine jeweils militarisierte Form von Nationalismus aufzublasen, die sich auf einer jahrhundertealten Geschichte einer unterdrückten Volksgruppe beruht, die sich selbst befreit hat. (Cepa 14.08.2024, Ponars 10.02.2023)
Was wäre, wenn die zu Kanonenfutter missbrauchten Krieger beider Seiten, die jeweils für mächtige Oligarchen und industriell-militärische Komplexe um Bodenschätze ringen, einmal keine Lust mehr hätten, einander umzubringen. Weil sie sich kulturell und religiös nahestehen. Und vielleicht eine Pause einlegten, um gemeinsam das orthodoxe Weihnachten zu feiern?
Könnte dann der jetzige (und die geplanten Folge-) Kriege schneller enden, als es sich die Gewaltstrategen beider Seiten ausdenken?
Wie zählt man die Toten?
Meldungen von Todeszahlen sind nur einer der Hinweise für den Umfang der Zerstörungen, die Kriege anrichten. Die Zahl der Verletzten und Traumatisierten ist um ein Vielfaches größer. Sie wäre aber noch schwieriger zu bestimmen. Und noch komplexer wäre es, alle bleibenden Schäden der Biosphäre durch moderne Kriegsführung zu beurteilen.
Ob jemand gestorben ist oder nicht, erscheint theoretisch noch relativ einfach zu sein. Allerdings veröffentlicht jede Kriegspartei politisch gefärbte Meldedaten. Zum Beispiel zu den Gefallenen des Feindes, und sie verschweigt (wenn irgend möglich) eigene Verluste und die „Kollateralschäden“ bei den Unbeteiligten. Im medial geführten Krieg sind auch die Todeszahlen wirksame Waffen.
In der medizinischen Fachzeitschrift (am Beispiel Gaza) wurde versucht, die verfügbaren Daten zu analysieren und zu bewerten:
„In den jüngsten Konflikten sind die indirekten Todesfälle drei- bis fünfmal so hoch wie die Zahl der direkten Todesfälle. Wendet man eine konservative Schätzung von vier indirekten Todesfällen pro direktem Todesfall auf die 37.396 gemeldeten Todesfälle an, so ist es nicht unplausibel zu schätzen, dass bis zu 186.000 oder sogar mehr Todesfälle auf den aktuellen Konflikt in Gaza zurückzuführen sein könnten.
Legt man die Bevölkerungsschätzung für den Gazastreifen im Jahr 2022 von 2.375.259 zugrunde, so entspräche dies 7,9 % der Gesamtbevölkerung im Gazastreifen.
Ein Bericht vom 7. Februar 2024, zu dem Zeitpunkt, als die direkte Zahl der Todesopfer 28.000 betrug, schätzte, dass es ohne einen Waffenstillstand bis zum 6. August 2024 zwischen 58.260 Toten (ohne Epidemie oder Eskalation) und 85.750 Todesfällen geben würde (wenn beides eintritt)“ Khatib R et.al.: Counting the dead in Gaza: difficult but essential, Lancet 05.07.2024
Gewaltanwendung ist wenig wirksam
Anders als Schimpansen können sich Menschen mit einer Situation verbinden. Sie können verstehen, begreifen und Geschehnisse lenken und leiten. Sie können segeln, ohne gegen Wind und Wellen zu kämpfen. In Konfrontationen zwischen Pavianen gewinnt der Stärkere, Schlauere, Geschicktere. Menschen sind dagegen fähig, Gesamtzusammenhänge zu überblicken. Sie handeln (manchmal) gewandt, klug und ruhig.
Plumpe Aggression ist nur erfolgreich, wenn Angegriffene, die schwächer sind, ebenfalls mit Gewalt antworten. Andernfalls, wenn Angreifer jemandem begegnen, der gelassen, ruhig und elastisch ausweichen kann, wäre es das Dümmste, was sie tun könnten.
Gewaltfrei handeln, bedeutet nicht sich zu unterwerfen. Es ist nur die intelligentere Technik zu gewinnen, ohne zu kämpfen.
Ruhig, umsichtig und klug zu handeln ist (ohne Kollateralschäden) wirkungsvoll: ob bei medizinischen Operationen oder bei Geburten, oder in der Kunst des Kämpfens oder bei verbaler Moderation (‚Gewaltfreie Kommunikation, GFK‘). Dafür ist es nötig, eine dynamisch fließende Situation anzunehmen, wie sie ist. Auch bei Krankheit ist Realismus die Grundlage für heilsame Entwicklungen. Wunschdenken führt zu „Kriegen gegen etwas“. Das endet dann oft im Zusammenbruch. Etwas annehmen eröffnet Chancen, die Geschehnisse in ihrer Entwicklung, in ihren Wechselwirkungen und in den Zusammenhängen zu verstehen und zu begreifen. Egal, ob man sie mag oder nicht.
Es ist möglich, sich als Diplomat, Mediziner, Lotse oder Vermittler zu nähern, in Kontakt zu treten und zuzuhören. Und sich schließlich mit der Situation zu verbinden. Also Teil der Dynamik zu werden. Und dann, ruhend, zentriert, ein Geschehen zu begleiten.
Es ist möglich, sich als Diplomat, Mediziner, Lotse oder Vermittler zu nähern, in Kontakt zu treten und zuzuhören. Und sich schließlich mit der Situation zu verbinden. Also Teil der Dynamik zu werden. Und dann, ruhend, zentriert, ein Geschehen zu begleiten. Und den Raum der Möglichkeiten zu erweitern.
Friedensgebot im Grundgesetz
Wir müssen wieder Friedens-tüchtig werden!“ Fabian Scheidler, BZ 04.05.2024
Zitat: „Die IPPNW fordert anlässlich des 75. Jahrestags des Grundgesetzes eine Rückbesinnung auf das Friedensgebot des deutschen Grundgesetzes, das mit der Präambel und dem Artikel 1, Abs. 2 und weiteren Regelungen fest verankert ist. Die Politik der „Zeitenwende“ und der Ruf nach „Kriegstüchtigkeit“ stehen dazu im eklatanten Widerspruch. Kriege werden als Mittel der Politik wieder salonfähig oder gar als alternativlos dargestellt, während heroische Tugenden und mit ihnen problematische Männlichkeitskonstruktionen neu aufgelegt werden.
Diese Militarisierung der Gesellschaft gefährdet den sozialen Zusammenhalt und fördert faschistische Tendenzen. Einerseits weil die massive Aufrüstung mit herben Einsparungen in anderen Bereichen wie Arbeit und Soziales, Klima, Entwicklungszusammenarbeit und Bildung einhergeht. So sieht der Bundeshaushalt 2024 mehr Geld für den Rüstungsetat vor als für Bildung, Gesundheit, Wohnen, Umwelt, Entwicklung und Auswärtiges zusammen. Die Aufrüstung geht auf Kosten der dringend benötigten sozial-ökologischen Transformation und wird soziale Konflikte um knappe Ressourcen schüren. Zum anderen ist die „Zeitenwende“ Teil eines weltweit erstarkenden Kriegsregimes. Statt die globalen Krisen durch kooperative Systeme und Multilateralismus anzugehen, droht die Kriegslogik unsere Wirtschaft, Politik und Kultur zu durchdringen. Das Denken in Freund-Feind-Schemata verschärft sich. Klare Feindbilder gefährden sowohl den innergesellschaftlichen Frieden, indem sie „Schuldige“ für die sozialen Probleme ausmachen, als auch den äußeren Frieden, denn sie sollen dazu dienen, eine Gesellschaft „kriegstüchtig“ zu machen.
„Nur wenn Frieden herrscht, kann sich Politik um die Zukunftsaufgaben unserer Gesellschaft kümmern. Faschismus und Militarismus sind zwei Seiten derselben Medaille. Wir sind daher davon überzeugt, dass wir Antifaschismus und Frieden zusammen denken und angehen müssen. Der Kern unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts ist eine Kultur des Friedens, die auf der Wahrung von Menschen- und Grundrechten, auf Dialog und auf dem Engagement für Abrüstung und Entspannung fußt und auf eine zivile statt eine militärische Sicherheitspolitik fokussiert“, heißt es in einer Resolution, die die IPPNW auf ihrem Jahrestreffen in Frankfurt am Main verabschiedet hat.
Als Friedensorganisation erinnert die IPPNW daran, dass „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ eine Einheit bilden. Denn Faschismus, Rassismus und Militarismus hängen historisch eng zusammen. Der Nationalsozialismus etwa entwickelte rassistische Praktiken des deutschen Kolonialismus weiter, forcierte eine industriell-militärische Entwicklung und propagierte zugleich eine Blut-und-Boden-Ideologie.
Gleichzeitig beobachten wir, dass der Schlüsselbegriff „Frieden“, fest verankert in unserem Grundgesetz und in der UN-Charta, in der Öffentlichkeit immer häufiger geächtet wird. Der Begriff bezeichnet vielfältige Formen menschlicher Beziehungen, in denen die Gewalt abnimmt und Konflikte kooperativ und lösungsorientiert bearbeitet werden. Dieses breite Verständnis von Frieden umfasst innergesellschaftlichen und zwischenstaatlichen Frieden gleichermaßen.
Der Kampf gegen Faschismus und Militarismus hat in der IPPNW eine lange Tradition, so etwa in Projekten für die Aufarbeitung der Rolle der Medizin im Nationalsozialismus, den Einsatz für eine angemessene medizinische Versorgung geflüchteter Menschen und für eine menschenrechtsgeleitete Asylpolitik, basierend auf der medizinischen Ethik und dem Artikel 1, Abs. 1 und Abs. 2 des Grundgesetzes.“
IPPNW-Resolution „Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus“
Irrsinn beenden
Kriegern gilt Friede als Schimpfwort. Die Vorstellung von „Ausgleich“ schwäche den Willen zu kämpfen. Friede nutze dem Feind und schade den Opfern. Ist das so?
Nein. Denn Menschen können, anders als unsere Vettern, die Schimpansen, Konflikte auch ohne Gewalt lösen. (Salposky 2017) Selbst unter starken Belastungen handeln wir (manchmal) intelligenter als Reptilien, die nur angreifen, fliehen oder erstarren.
Warum handeln wir nicht menschlich?
Weil „gegen etwas kämpfen“ wirksamer ist? Als sich in Konflikten selbstsicher zu entspannen, und nach kreativen Möglichkeiten für intelligente Lösungen zu suchen?
Kurzfristig sind Kriege scheinbar für Stärkere nützlich, wenn sie die Schwächeren erschlagen.
Aber den Siegen in den Kriegen „gegen“ (was auch immer) folgen Kollateralschäden.
„Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!“
König Pyrrhos I. von Epirus 279 v. Chr. nach seinem Sieg in der Schlacht bei Asculum.
Unseren Siegen über die Natur folgen Artensterben, Antibiotika-Resistenzen, Klimakrise, Versauerung der Böden, Plastikseuche … u.v.a. Den Siegen in Libyen, Irak, Afghanistan folgten bittere Niederlagen. Das, was erdacht wurde, um eine Situation brutal zu verbessern, verschlimmerte sie.
Krieg zerstört. Neues wächst nur ungestört.
Babys lernen unmittelbar nach ihrem ersten Schrei, dass Belastungen – beruhigt – wesentlich besser bewältigt werden können. Nach wenigen Jahren können sie sich dann selbst besänftigen, und sich in soziale Beziehungen einfinden. Später könnten sie jede denkbare Situation auch ohne Stress und ohne Gewalt beherrschen: souverän und effektiv.
Warum wird ihnen ihr kluges Kinder-Verhalten beim Erwachsenwerden wieder ausgetrieben? Warum nehmen Stress-Störungen in modernen Gesellschaften so rasant zu?
Seit über einem halben Jahrhundert rutscht die Menschheit (ungebremst) einer evolutionären Sackgasse entgegen.
Mit kriegerischem Verhalten im Kampf „gegen“ unsere eigenen Lebensgrundlagen besiegen wir die Natur im Äußeren (Klima, Böden, Meere, Luft) und beherrschen sie im Inneren (Mikrobiom, Viren, Bakterien). Wir zerstören die Artenvielfalt, ohne die wir nicht existieren können. Wir beschleunigen unseren Niedergang durch immer gewaltigere Kriege zwischen uns selbst, und mit dem, was uns ausmacht und durchdringt.
Wenn wir mit diesen Kriegen „gegen“ (was auch immer) nicht aufhören, wird es in erdgeschichtlich sehr kurzer Zeit für uns und unsere Kinder langfristig keine Überlebenschancen geben.

Wir können uns versöhnen.
Wir könnten versuchen, Systeme zu verstehen. Für Ruhe sorgen. Aufhören mit den Kämpfen. Heilung zulassen. Ökologische Gleichgewichte fördern.
Damit wir langfristig in friedlichen Beziehungen leben können.
Wir sind Zeitzeugen des vielleicht (für die Menschheit) letzten Showdowns, den sich viele wie einen klassischen Hollywood-Western vorstellen:
„We are eyeball to eyeball, and I think the other fellow just blinked.“ Dean Rusk, amerikanischer Außenminister (28.10.1962) angesichts des damals drohenden „finalen Wumms“.
Für Mächtige ist Friede keine Option,

solange ein Krieg noch Gewinn verspricht. Und solange ein Verlieren die eigene Existenz bedrohte. Dann sind angesichts von Profit Kollateralschäden egal: Sterben, Leiden, Zerstörung. Auch das Schicksal der Überlebenden, die entweder „befreit“ oder „vernichtet“ sein werden, ist uninteressant. Werte, Moral, Ethik versinken in allen Kriegen in einem Kloaken-Strudel.
Solange die jeweilige Kasse stimmt, ist das Leben von Menschen, Tieren, Pflanzen oder der Biosphäre bedeutungslos.
Denn es geht nicht um die eigene Haut: Riskiert wird nur die ärmliche Haut anderer. (Taleb 2018)
Wenn es schon gegen Streu– und Uranmunition keinen Aufschrei der Entrüstung gab, warum dann nicht für den „Endsieg“ schmutzige Bomben (The Conversation, 12.06.2023) einsetzen oder gleich einen Atomkrieg provozieren?
Auch, wenn es danach eine endgültige Niederlage des Bösen gäbe? Wäre es dann besser? Oder noch schlimmer? Mit alten oder neuen, dann völlig entfesselten Superreichen oder Super-Mächtigen, die sich die Welt neu aufteilen, und sich die letzten noch verbleibenden Ressourcen des Planeten unter ihre Nägel reißen werden.
Haben die Milliarden ohnmächtiger Menschen (wie ich), angesichts des (Menschen-verursachten) Wahnsinns auf diesem Planeten, noch eine Chance für eine günstige Entwicklung?
Vielleicht.
Zuerst müsste die Macht der Kriegs-Hetzer schwinden, weil ihnen immer weniger Glauben schenken. Ihr aggressives Starren durch Gewehrläufe müsste abgelöst werden von Ruhe und Umsicht. Für direkt Betroffene liegt das nahe, denn gestorben und zerstört wird jetzt. Vergangenheit und Zukunft gehören den Maschinen der Propaganda. Dagegen anzukämpfen, kann an einer Kriegsfront tödlich enden. Aber auch dort wäre es möglich, – jetzt – zuerst an das eigene Leben zu denken, sich zu beruhigen, und nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, um dem Irrsinn heil zu entgehen. Tun das immer mehr Menschen, enden Kriege.
Die Chance, dass die Menschheit aufwachen wird, und sie ihre Geschichte in friedliche (für den Planeten nützliche) Bahnen lenkt, ist nicht groß. Aber noch ist die ganz große Katastrophe, in die uns die Todessüchtigen treiben, bisher nicht da. Es lohnt weiter, sich für das Leben zu engagieren. Und damit aufzuhören, für den Tod zu kämpfen.
Die Realität ist komplex – Krieg ist „ganz einfach.“

So stellte sich 1909 ein Hermance Edan den Krieg vor: Stärke, Entschlossenheit, Machtgier, Material, Hierarchie, Kanonen-Fallen, List, Lüge, Bösartigkeit führen zum Erfolg. Zwischen 1960-1980 wurden (nach 2. Weltkriegen) jährlich 100-700.000 Spiele verkauft. Angesichts heutigen Denkens wäre es wieder topaktuell.
„Logik der Stärke: Die deutsche Panzerdebatte leidet unter irrationalen Sorgen, eine Eskalation zu provozieren. .. Dieser Krieg wird nicht enden, solange Russland ihn nicht verloren hat.“ Brössler D: SZ 20.01.2023 — „Was uns aufhält, ist die Angst davor, was passiert, wenn Russland diesen Krieg verliert.“ Landsbergis G. Außenministers Litauens, dpa 24.01.23 — „We are fighting a war against Russia …“ Annalena Baerbock, Außenministerin, Twitter 25.01.2023
„Russland“ muss den Krieg verlieren! ?
Das wird bei der größten Landmasse Eurasiens nicht einfach sein. Auch wenn die neusten Panzer „gegen Russland“ rollen und immer mehr Drohnen und Jets fliegen. Es wird ziemlich lange dauern. Selbst bei dem etwas kleineren Syrien ist der vom Westen angestrebte „Regime-Chance“ nicht gelungen. Und der letzte NATO-Krieg im rückständigen Afghanistan endete mit einer klaren Niederlage der NATO.
Selbst wenn es bei dem Versuch, „Putin“ zu beseitigen, nicht zum ganz großen „Wumms“ käme (der das Licht auf der Erde ausknipsen würde):
- Für welche rosige Zukunft sollen „wir“ kämpfen?
- Für die Inthronisierung eines West-Oligarchen oder eines Mafia-Putschisten in Moskau?
- Für einen Flickenteppich von Klein-Regionen zwischen Ural und Pazifik?
- Für Gangster und Warlords in Fürstentümern, die Rohstoffe verhökern?
Wollen „wir“ das Zukunftsmodell „Libyen“, wo der Herrscher, nach einer erfolgreichen NATO-Intervention, aus einer Röhre gezogen und totgeschlagen wurde? Wo anschließend (vollkommen unerwartet) Frauenrechte, Demokratie, Frieden, Sicherheit, Umweltschutz uva. weggespült wurden? Und wo der Krieg ohne absehbares Ende weitergeht? Nur weil dort, in Libyen, das Öl wieder dahin fließt, wo es soll?

Anders als in den Kriegen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stehen sich im Ukraine-Konflikt keine unterschiedlichen Wirtschafts-Systeme gegenüber, und auch keine gegensätzlichen Religionen. Es ist ein Konflikt unterschiedlicher Mächte im Rahmen des klassisch unkontrolliert wachsenden Kapitalismus-Systems. Es geht um „Beute machen“ und um Unterwerfung in einer Hackordnung.
An diesem (multinationalen) Krieg sind viele Mächtige beteiligt: Oligarchen, Superreiche, Industriekomplexe, Ideologen, Finanzmärkte, Militär-Konglomerate. Ihnen allen geht es im Prinzip jeweils um Ähnliches (wenn auch unter anderen Vorzeichen): um Macht, Herrschaft über Imperien und um Bodenschätze. Menschenleben und Umwelt spielen jeweils keine wesentliche Rolle. Und Werte, Visionen und Ethik kommen nur noch in der jeweiligen Propaganda vor.

Während noch versucht wird, die Welt neu aufzuteilen, haben die Ukrainer den Krieg bereits verloren: Und zwar beiderseits der Frontlinie, und unabhängig davon, ob sie Ukrainisch oder Russisch sprechen. Je länger der Krieg bei ihnen andauern wird, desto stärker wird ihre Lebensgrundlage zerstört. Ihr Land liegt in Trümmern, viele sind gestorben und die Zivilbevölkerung leidet entsetzlich und ist traumatisiert. Die, die einst gewinnen und dann herrschen werden, stehen weit weg von der Front, und glauben, ihnen (die andere in den Tod treiben) könne nichts geschehen.
Damit Klügere, die an Frieden interessiert sind, an Einfluss gewinnen, muss man Kriege vom Ende her denken. Sich von den Scheußlichkeiten der Vergangenheit lösen, und in die Zukunft denken. Sich sehnen nach einem versteckten Sinn, der aus all dem Elend erwachsen könnte.
Dabei sind Sehnsucht, Kreativität und Intuition wichtiger, als die Bewertung von Daten:
„Von der Intuition kann man zur Analyse übergehen, aber nicht von der Analyse zur Intuition.“ Henri Bergson
Geleitet von der Intention, Frieden zu fördern, könnten Politiker:innen alles tun, was diplomatisch möglich erscheint, um (sofort und bedingungslos) das Morden zu beenden. Sicher würde der Krieg dann noch zeitweise (anders) weitergehen: mit Worten, Emotionen, Propaganda, Gerichtsverfahren, Wirtschaftssanktionen uva … Aber immerhin: es würde nicht mehr geschossen.
Aggressive Anspannung würde sich lösen. Menschen trauerten und könnten sich besinnen. Sie könnten sich von Todes-Kulten lösen, und sich wieder für Leben interessieren.
Selbstdenken in Informationskriegen
Kriegsführer erzählen von den Guten und dem Bösen:
- Dort vor uns steht ein Feind.
- Er versteht nur die Sprache der Gewalt.
- Er muss isoliert, bekämpft und vernichtet werden.
- Kriege führen ist alternativlos.
- Unser Sieg rechtfertigt Mittel und Schäden.
Die Massen haben nie nach der Wahrheit gedürstet. Sie wenden sich von Beweisen ab, die nicht nach ihrem Geschmack sind, und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn der Irrtum sie verführt. Wer sie mit Illusionen versorgen kann, ist leicht ihr Meister; wer versucht, ihre Illusionen zu zerstören, ist immer ihr Opfer. Gustave le Bon (1841-1931), sinngemäß übersetzt.
Kriege produzieren Antworten
und sie blockieren Fragen. Das ist hochgefährlich.
Der Fixierung auf einen Feind folgt zielorientiertes Handeln: gegen Krebs, gegen Bakterien, gegen Viren, gegen Schädlinge, gegen Terroristen, gegen Imperien, gegen Psychopathen, gegen Religionen oder gegen Schurken-Staaten. Über-Informationen, Marketing, PR oder Propaganda verkünden Wahrheiten oder Halb-Wahrheiten und entlarven die Lügen der Gegenseite.
Des-Information, Verschweigen, Verdrehen, Über-Höhen und Deep-Fake-News gehören dabei zum legitimen Waffenarsenal. Denn Angst und Schrecken bewirken, dass auch Zögerliche schließlich so handeln, wie sie sollen. Es entsteht eine Problemlöse-Trance, in der nur das von Bedeutung ist, was im Scheinwerfer-Kegel steht, während die Bühne im Dunkel versinkt.
Internet und Massenmedien sind die hocheffizienten Massenablenkungswaffen der Moderne:
If you can’t convince them: confuse them! Wenn du sie nicht überzeugen kannst:
Verwirre sie!“ Murphy’s law
In Kriegen ruhig bleiben?
Ruhe, Zurücktreten, Abstand, Reflektieren, Hinterfragen, Umschau, Weitblick ist unnötig, wenn das Böse eindeutig zu sein scheint. Denn bei unmittelbarer Gefahr ist Zaudern nicht erlaubt.
Die Suche nach friedlichen Möglichkeiten und gewaltfreien Alternativen bleiben in Kriegen so lange uninteressant, wie noch genügend Waffen zur Verfügung stehen. Die Realität in ihrer ganzen Komplexität betrachten höchstens Heer-Führer oder Chefärzt:innen. Soldat:innen oder Patient:innen bleiben die wirklichen Zusammenhänge verborgen.
Meist denken wir fremd.
Meist tun wir das, was wir sollen. Wir folgen, dem was aufgeschrieben wurde. Wie Kinder, denen eingebläut wurde, die einzig richtige Lösung stünde immer im Kleingedruckten am Ende des Übungsbuches. Man müsse also nur auswendiglernen, was Besser-Wissende als Wahrheit verkünden.
Fast alle Menschen glauben deshalb, viele eindeutige Wahrheiten zu kennen. Und sie reagieren auf die täglichen Herausforderungen mit angelernten Handlungsroutinen. Sie halten sich an Anweisungen, und hoffen, dass es „so“ gut werde. Weil sich die Einstellung in der Vergangenheit bewährt hat.
Anders denken
„You can analyse the past, but you need to design the future.
Du kannst die Vergangenheit analysieren, aber du musst die Zukunft gestalten“ Edward de Bono
Zu versuchen, etwas vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen „selbst zu verstehen“, gilt in Notsituationen als verrückt. Graustufen zwischen Schwarz und Weiß zu betrachten, ist verdächtig. Nicht geradeaus zu denken, gilt seit Beginn der Multikrisen als suspekt.

„Lateral Denken“
Entweder ist es richtig, falsch, sinnlos oder imaginär.
G. Spencer-Brown
Bis Ende 2019 galt Querdenken (de Bono 1967) als eine wesentliche Voraussetzung für Innovation, Kreativität, Zukunftsfähigkeit und Veränderungsmanagement.
Seit Anaximander (dem ersten bekannten Wissenschaftler) ist es die Essenz der Natur-Philosophie und Wissenschaft: nach-zu-denken, sich gewiss sein, nichts zu wissen und stattdessen neugierig zu fragen und zu imaginieren:
„Die richtigen Antworten haben“ und „Genau wissen, wie es ist“ kennzeichnet Glaubenssysteme, Religionen, Schamanismus und viele Lehrmeinungen. Wer es wagt, anders-zu-denken hat in den Kirchen nichts zu suchen und wird als Heid:in verdrängt.
Nicht-normal-denkende werden gern in ideologisch definierte Kästchen einsortiert, um ihre Ideen so zu markieren und dann zu entsorgen. Oder man ignoriert die widerstreitenden Stimmchen im Lärm der interessengeleiteten Massen-Trance-Phänomene. (Matthias Desmet, 2021).
Aber um einen Weg zu finden, der aus den Multikrisen zu einer friedlichen und lebenswerten Zukunft auf diesem Planeten führt, muss das alte Denken, dass uns die Misere geführt hat, durch einen Wandel unserer Einstellung ersetzt werden. Denn wir müssen die Systeme, die uns umgeben und uns ausmachen, besser zu verstehen.
„Wenn es eine ‚Zeitenwende‘ in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik geben soll, dann braucht sie ein umfassendes Verständnis von menschlicher Sicherheit, das alle Beiträge zum Frieden einschließt …, denn Sicherheit, Frieden und Entwicklung bedingen einander.“ Martin Vehrenberg, Konsortium Ziviler Friedensdienst 25.03.2022
Wozu Fragen bei dringendem Handlungsbedarf?
Befehlen folgend „reflexhaft Handeln“ geschieht unmittelbar. Innehalten und sich interessiert umschauen erfordert Zeit. Fragen-Stellen wird daher nur toleriert, wenn genügend Zeit zur Verfügung zu stehen scheint. Oder wenn Unwissende noch nach den bekannten Antworten suchen, die Expert:innen seit Langem besitzen und aufgeschrieben haben. Wird etwas, was allgemein als „richtig“ akzeptiert wurde, hinterfragt, macht man sich unbeliebt. Zweifel, an dem, was getan werden muss, könnten Problemlösungen verzögern, oder gar die Sicherheit einer gewohnten Weltsicht ins Wanken bringen. Wenn immer alles so ist, wie es war, wären Fragen überflüssig.
Wenn aber eine Situation aufpoppt, die es so bisher nicht gegeben hat, versagen die Weisheiten. Denn die jede Wahrheiten beruht auf einem vergangenen Denkmustern.
An unerwarteten Weggabelungen in unbekanntem Gelände kann man (bevor man panisch in eine Richtung rennt) auch stehen bleiben. Und staunen. Und erkennen, dass da etwas (noch) nicht verstanden wurde.
Bieten dann die gewohnten Gewissheiten keine Lösung, sind offenbar neue Ideen nötig. So entstehen aus Fragen neue Erklärungsmodelle, die vorsichtig ausprobiert werden, sich ggf. als fehlerhaft erweisen, zu neuen Fragen führen, oder zu veränderten Experimenten. Ohne dieses Fragen, Testen und Aus-Fehlern-lernen gäbe es nur Religionen, und keine wissenschaftliche Entwicklung. (Rovelli 2019).
„Betrachte die Welt von einem anderen Standpunkt“
„Take the world from another point of view“ Interview (Video) Richard Feynman (1918-1988).
Die Kunst des Fragens
Die Grundlage jeder guten Frage ist „Nicht-Wissen“. Niemand hat je etwas gelernt, was er vorher schon wusste.
Am besten sind Fragen, gepaart mit Neugier, um etwas herauszufinden. Sobald jemand aber glaubt zu wissen, wie es „wirklich“ sei, stirbt der Entdeckerdrang. Werden dagegen neue Fenster aufgestoßen, eröffnet sich eine neue unbekannte Welt, in der wieder neue Fragen aufkeimen.
Es gehört Mut dazu, Unsicherheit ertragen, und über die eigene Beschränktheit zu lachen. Allerdings kann das Wissen um Nichtwissen auch zufrieden machen: weil es den Freiheitsraum erweitert.
Neugierig forschende Menschen fühlen sich auch in Situationen wohl, in denen andere Einsamkeit empfinden würden. Und sie haben weniger Bedarf an besser wissenden Dogmen und esoterisch-religiösem Geschwurbele. (Kanazawa 2015, 2016)
Gerade in Gefahr ist es nötig zu fragen!
anstatt: vorschnell antworten.
Meist geschieht angesichts einer großen Bedrohung das Gegenteil: hektischer Aktionismus, Tunnelblick, Unterdrückung des Weitblicks durch Scheuklappen, Dogma, politischen Dampf, Kampf-Euphorie, Kriegs-Metapher, Stress.

Zusammenhänge, Beziehungen und Wechselwirkungen waren unwichtig. Stattdessen wurde und wird „gegen“ etwas gekämpft: gegen Probleme, Mikroben, Terroristen oder Andersgläubige.
Diejenigen, die den Priester:innen der offiziellen Wahrheiten nicht folgen, organisieren sich in Sekten, die gegen übermächtige Kirchen zu kämpfen glauben. In diesem Kampf des gegenseitigen Besser-Wissens bleibt nur wenig Raum für Vorurteils-freies Fragen.
Wahrheit und Lüge
In der Wirklichkeit entstehen immer neue Realitäten, entfalten sich und werden offenbar. „Wahrheit“ oder „Unwahrheit“ sind etwas Statisches, auf Vergangenes bezogen. Sie werden in dem Moment, in dem sie ausgesprochen werden, aktiv erstellt.
Kinder erlernen diese Fähigkeiten mit etwa vier Jahren. Sie sind dann in der Lage, Kasperletheater zu verstehen. Sie können sich dann vorstellen, was im Kopf eines anderen vorgeht, der darüber nachdenkt, was sie wohl denken oder fühlen mögen. Ab diesem Zeitalter sind sie auch für Wahrheiten empfänglich. Sie lauschen den Botschaften von Lehrern und Eltern, die ihnen erklären, dass die Welt eben nicht so sei, wie sie von ihnen subjektiv erfahren wird, oder in ihrer Fantasie entsteht. Sondern vielmehr so, wie sie nach den Lebensmodellen der Erwachsenen zu sein hat.

Realität ist nicht: Sie wird.
Sie entwickelt und verändert sich. Man kann solche dynamischen Prozesse begleiten, und, aus dem jeweils subjektiven Blickwinkel, die vielen Einflussfaktoren betrachten, denen sie unterworfen sind.
Unterschiedliche Bewertungen sind dann weder „wahr“ noch „unwahr“, sondern nur „relativ plausibel“oder „relativ unwahrscheinlich“.
Als (wahrscheinlich) „wahr“ kann man aus wissenschaftlicher Sicht nur bezeichnen, was nach zahllosen Überprüfungen bisher nicht widerlegt werden konnte: z.B. bestimmte Naturgesetze, die zu immer gleichen Mess-Resultaten führen. Wir können dann annehmen, dass die Welt immer wieder, im Rahmen dieser Gesetzmäßigkeiten, neu entstehen wird.
Eine ganz andere Möglichkeit, etwas als „wahr“ zu erkennen, wäre die körperliche Wahrnehmung: In einem Moment die Dynamik und die Facetten des eigenen Selbst und des Umfeldes zu erleben und sich zu verbinden.
Sinkende Qualität kritischer Diskurse in Krisen
In Panik und in Stress kann man nicht kommunizieren. Man greift an, flieht oder bricht zusammen. In diesem Zustand können Information nicht sinnvoll verarbeitet werden. Man brüllt, um Macht zu demonstrieren, aber nicht um Erkenntnisse zu vermitteln,
Angst kann in ein anderes Gefühl gewandelt werden: in Neugier zum Beispiel. Auch dafür sind Informationen nicht hilfreich. Notwendig wären Sicherheit und Vertrauen.
Wird Angst nicht beruhigt, muss man sich an Scheinsicherheiten klammern: Ideologien, Dogmen, Rituale und Regeln.
Wenn es aber gelingt Angst ausklingen zu lassen, kann sich die Aufmerksamkeit weit öffnen, die Möglichkeiten wahrnehmen oder auf die Details zu schauen. Jetzt erst könnte man auf einer ruhigen und respektvollen Basis in einen Dialog treten, bei dem das Zuhören (um zu lernen) eine höhere Bedeutung erhielte, als das Sagen (um zu überzeugen).
Diese Art wissenschaftlich-fruchtbarer Diskurse verarmt in unserer Gesellschaft. Und das zeigt sich besonders dramatisch in den Multi- und Mega-Krisen.
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Empfehlungen für kritisches Denken
Bertrand Russel (1872–1970, gekürzt und sinngemäß übersetzt)
- Nie absolut sicher sein.
- Keine Evidenz vertuschen.
- Nie Denken abwürgen.
- Rational (emotions-beruhigt und ideologie-arm) argumentieren.
- Kein Respekt haben vor Autoritäten.
- Keine Macht nutzen, um Meinungen zu unterdrücken
- Keine Angst haben exzentrisch zu erscheinen, denn jede akzeptierte Meinung war einmal exzentrisch.
- Mehr Spaß haben an intelligentem Dissens als an passiver Zustimmung.
- Bei der eigenen Wahrheit bleiben.
- Nicht neidisch sein auf das Glück der Narren, die sich im Paradies des Wissens glauben.
Carl Sagan (1934-96, Rules for Bullshit- Busting & Critical Tinking, gekürzt und sinngemäß übersetzt)
- Unabhängige Bestätigung der „Fakten“.
- Alle sachkundigen Standpunkte einbeziehen.
- Wissenschaft kennt keine „Autoritäten“.
- Mehrere Hypothesen ausprobieren und verfolgen.
- Nicht (zu sehr) an einer Hypothese festklammern.
- Es messen, um es zu vergleichen.
- Prüfen, ob jedes Glied einer Argumentationskette funktioniert.
- Occam’s Rasiermesser anwenden: Im Zweifel die einfachere Hypothese wählen.
- Hypothesen versuchen zu widerlegen, besonders die liebgewonnenen.
- Imagination is more important than knowledge. Knowledge is limited. Imagination encircles the world.
- It’s not that I’m so smart, it’s just that I stay with problems longer.
- Great spirits have always encountered violent opposition from mediocre minds.
- I believe in intuitions and inspirations. I sometimes feel that I am right. I do not know that I am.
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Literatur
- Bilheran A zur Psychopathologie der Multikrisen: En tant que docteur en psychopathologie, qu’est-ce qui vous frappe le plus dans la situation que nous vivons? (Interviews in Französisch)
- Kanazawa S. et al: Happiness in modern society: Why intelligence and ethnic composition matter. J of Research in Personality, 59(2015):111-120
- Kanazawa S et al Country roads, take me home… to my friends: How intelligence, population density, and friendship affect modern happiness. Br J Psychol. 2016 Nov;107(4):675-697
- Rovelli C: Die Geburt der Wissenschaft, Anaximander und sein Erbe. Rowohlt 2019
- Kurowski F: Die Friesen., Das Volk am Meer. Nikol, 2009, ISBN: 9783868200188
- Wallace R 2020: Dead epidemiologists
- Wunder E: Sceptic Syndrome 1998 / 2019, veröffentlicht auf skeptizismus.de (z.Z. nicht erreichbar). PDF-Download