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Problemlöse-Hektik

„Projekte“ sind zielorientiert

Kings Fund 1999, s. Lit. Pratt

Projekte sollen innerhalb einer gegebenen Zeit vorzeigbare Resultate erreichen. Oder Produkte, Sie sollen Problemlösungen, Dienstleistungen liefern. Oder Technologien erproben, die einem Auftraggeber Nutzen bringen.

Finanziert werden sie von Krankenkassen, Ministerien, Banken, Unternehmen, Sponsoren u.v.a., die eine bestimmte Summe für einen guten Zweck abfließen lassen wollen. Die Projekt-Durchführenden (die Expert*innen, Ärzt*innen), die sich um diese Mittel in einer Ausschreibung mit Worten bewerben, die die Auftraggeber hören wollen, haben gewisse Eigeninteressen, die sie oft nicht nennen. Die Betroffenen (Patient*innen, Flüchtlinge, Familien, …) hoffen, dass das Projekt ihnen nutzen werde – allerdings befinden sie sich in einer relativ schwächeren Position.

Tadellos gepflegte Entwicklungs-Ruine in Laos (Provinz Thàkek): Eine dörfliche Gesundheitsstation, nur bewohnt von den Familien der Wächter. Für die Ausstattung mit Personal wäre ein anderes Projekt nötig. Foto: Jäger 2018

Denn die Projekt-Durchführenden müssen sich so verhalten, dass sich der Aufwand für sie lohnt und der Auftraggeber zufrieden ist: z.B. mit überzeugenden Berichten, Gutachten oder Dingen, die man bildhaft darstellen kann. Ob sich die Lebenssituation der Betroffenen tatsächlich verbessert, und es auch nachhaltige Effekte geben wird, die das Projektende überdauern, ist oft unklar.

Projekt-itis?

Die Wortendung ‚itis‘ (altgriechisch -ῖτις) deutete ursprünglich auf eine ‚Eiterung oder Seuche‘. Also auf eine ansteckende Entzündung.

Projekt-itis kennzeichnet die Krankheit, unnötig und vorschnell in eigen-dynamische Zusammenhänge zu intervenieren.

In der Medizin, der Entwicklungszusammenarbeit, der Wirtschaft und in der Politik sind sogenannte „Verfahrens-Entscheidungen“ sehr beliebt. Ein Projekt zu realisieren ist, für jemanden, der entscheiden muss, ebenso attraktiv, wie eine Arbeitsgruppe zu gründen oder ein Gutachten zu beauftragen. Denn so kann man die eigentlich notwendige „Sach-Entscheidung“, die einen Gesamt-Zusammenhang betreffen müsste, wirksam vermeiden. Denn: „Es wird ja etwas getan“.

Aus eng-begrenzten Projekten entwickelt sich selten langfristig etwas Gutes und Nachhaltiges: Das System, in das interveniert wurde, konnte nichts lernen, und hat sich deshalb auch nicht in eine günstigere Richtung verändert. Nicht selten entstehen dann ‚Verschlimmbesserungen‘, ungeahnte neue Probleme und manchmal auch Katastrophen.

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Letzte Aktualisierung: 18.12.2023