1. Home
  2. /
  3. Blog
  4. /
  5. Zika, Impfung, Gen-Tech-Tiere

Zika, Impfung, Gen-Tech-Tiere

erstellt 06/2017, überarbeitet 12/2023

Seit 1900 kämpft die Medizin gegen äußere Feinde.

In diesem Krieg ist jedes wirksame Mittel recht. Soziale und psychologische Zusammenhänge, das Vorsorgeprinzip oder Überlegungen, wie ein friedliches Gedeihen in Ökosystemen gestaltet werden kann, werden als unwesentlich zur Seite geschoben. Im Hintergrund stehen: Patientenrechte, Arzt-Patient-Kommunikation und Haftung, insbesondere bei komplexen Systemstörungen oder Langzeitfolgen. Denn hehre Kriegs-Ziel rechtfertigten üble Mittel.

Zika

Die Verbreitung der afrikanischen Zika-Viren war, noch vor der Covid-19-Pandemie, ein willkommener Vorwand zur Senkung ethischer Standards.

Denn plötzlich wurden Kinder mit missgebildeten Köpfen geboren – allerdings in Regionen mit industrieller Landwirtschaft und starkem Einsatz von Pestiziden. Die Umweltbelastung war für die Gesundheitsbehörden in den USA und in Lateinamerika nicht interessant (oder ihre Thematisierung war sehr mit Risiken behaftet). Stattdessen beeilte man sich, einen neuartigen Impfstoff zu entwickeln und ihn an verängstigten Schwangeren auszuprobieren.

Die von der WHO ausgerufene Notsituation in Lateinamerika, senkte die Schwelle für die Freisetzung gen-manipulierter Organismen und für unausgereifte Impfversuche bei Schwangeren. Rationale Überlegungen, die vor solchen Eingriffen warnen, waren schon damals „nicht besonders sexy“. (Guardian 27.02.2016)

Die ethisch begründete Zurückhaltung bei medizinischen Interventionen in der Schwangerschaft wurde entsorgt. Seither werden (auch in Deutschland) immer mehr Schwangerschafts-Impfungen verabreicht.

Und noch eine andere ethische Hürde für medizintechnische Kommerzialisierungen wurde im Laufe der Zika-Epidemie beseitigt:

Freisetzung technisch veränderter Tiere

Microcephalus-Baby, Laos 2020, Bild: Jäger. Möglicherweise eine Folge einer Belastung mit Umweltgiften? Siehe Anhang.

In vielen amerikanischen Ländern wurden ab 2016 gentechnisch veränderte Mücken und anderer Insekten in die Umwelt entlassen::

Die Insekten wurden

  • durch Röntgenstrahlen sterilisiert
  • mit veränderten Bakterien infiziert (Wolbachien), und
  • gen-technologisch verändert
    (u.a. „selbstlimitierendes Gen“ und / oder geschädigtes Fortpflanzungsgen: siehe Gen-Drive)

Die mit einer Gen-Mücken-Freisetzung verbundenen Risiken sind hoch
(GenWatchUK, 03.03.2017):

  • Niemand kann vorhersagen, welche komplexen Auswirkungen die Auslöschung einer existierenden natürlichen Tierart haben könnte, u.a. auf andere Insekten, Bakterien, Pilze oder Tiere, wie Vögel oder Fische.
  • Nicht ausgeschlossen ist, dass bei wenigen der behandelten Tiere, das hinein gebastelte Selbsttötungsgen nicht funktioniert, sie so eine evolutionäre Chance erhalten, und sich dann explosionsartig vermehren könnten. Ähnlich wie antibiotikaresistente Bakterien oder ausgewilderte Impfviren bei der Polio-Impfung.
  • Neue, bisher in der Natur unbekannte Tiere könnten ggf. zu Wirten für die Übertragung bisher völlig unbekannter Viren oder anderer Mikroorganismen werden.
  • Potenzielle Risiken, wie u.a. die genannten, können aus  prinzipiellen Gründen nicht vor der Intervention untersucht werden, da die veränderten Tiere nicht wieder eingefangen werden können. Daher sind die Risiken der Freisetzung gen-manipulierter Tiere, allein aus Gründen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, besonders gravierend und, falls sie eintreten, nicht umkehrbar, (Taleb 2014)

Die ethisch extrem fragwürdigen, bevölkerungsbezogenen Experimente, die u.a. in Brasilien, Mittelamerika und den USA zugelassen wurden, führten gewinnorientierte Firmen durch. Studien in deren Auftrag beschreiben, genau wie bei anderen Kassenschlagern der Pharmaindustrie üblich, die Innovation des Vorgehens, die unschlagbaren Vorteile und das z.Z. fehlende Wissen zu kurzfristigen Nachteilen. Aussagen zu Langzeitwirkungen, ökologischen Zusammenhängen, potenzielle Risiken bei unbekanntem Nichtwissen, Folgekosten und Betriebsgeheimnissen nannten sie nicht.

Der brasilianische Menschenversuch wurde genehmigt, obwohl bekannt war, dass bei der Epidemie fetaler Kopf-Missbildungen auch andere Faktoren wie u.a. das Gift Pyriproxyfen eine Rolle gespielt haben könnten. Es ist z.B. unklar, warum Zikaviren, im Gegensatz zu Dengue- oder Gelbfieberviren, die Plazentaschranke überwinden können. (SpdWi 18.04.2018).

Zika-Infektionen Ungeborener, die das Risiko von Kopffehlbildungen erhöhen, könnten also in einem Zusammenhang mit anderen, für den Plazenta-Stoffwechsel schädigenden, Faktoren stehen, z.B. der Belastung mit Pestiziden u.a. (Parens 27.11.2017)

Der Nutzen der Freisetzung veränderter Organismen wird in jedem Fall sehr  begrenzt sein, da das Virus nicht nur über die eine Aedes-Sorte verbreitet wird, die gentechnologisch manipuliert werden soll, sondern ebenso über andere nah-verwandte, für die noch keine gen-technologisch veränderten Tiere freigesetzt wurden. (Brooks 2016).

Die nachteiligen Auswirkungen der Freiland-Experimente gen-technologisch veränderter Tiere könnten erst nach vielen Jahren durch Langzeitbeobachtungen beschrieben werden.

Wenn sich, nach vielen Jahren herausstellen sollte, dass der Schaden wesentlich größer gewesen sein wird als der Nutzen, wird es nicht mehr möglich sein, die Intervention ungeschehen zu machen, oder den neuen komplexen Problemzusammenhang zu beherrschen. (Taleb 2014) 

Wenn bei wissenschaftlichen Vorhaben etwas schiefgehen kann, wird es auch schiefgehen. Wenn alles gut läuft, hat man wahrscheinlich etwas übersehen. Bis es dann genau in dem Augenblick schiefgeht, der dafür am wenigsten geeignet ist. Murphys Gesetz

Vollständiger Artikel

Letzte Aktualisierung: 11.12.2023