Zellen-Kommunikation
„… Jede Organelle zeigte sich in einem dynamischen Tanz von Teilen, die sich ständig umarmen.
… each organelle could be shown in a dynamic dance of parts that continuously embrace.“
Dolgin (Mikrobiologe) 2019
Leben wimmelt und schwingt.
Es bewegt und verändert sich. Sich selbst immer wieder erschaffend und anderem wechselwirkend.
Lebendes „ist“ nicht. Statisches ist tot.
Stattdessen „wird“ Leben: in einem stetigen Fluss der Energie. So lange bis die Bewegung erstirbt.
Die Wechselwirkungen zwischen Bakterien, Zellen und anderen Mini-Lebensformen bilden die grundlegende Basis der Sprache alles Lebenden:
Alle höher organisierten Zellen und Gewebe sind von Fasern und Fibrillen durchdrungen.
Sie sorgen für eine große Plastizität und Verformbarkeit. Anders als starre Stahlseile, die so bleiben, wie sie sind, gleichen sie lebenden, wachsenden und aus Zug und Druck lernend-veränderliche Zuglinien.
Faszien, Fasern, Fibrillen gleichen zähen Flüssigkeiten. Als innere Skelette der Zellen wechselwirken sie mit dem Kräftefeld der Erde und mit Druck, Zug und Fliehkräften, die auf eine Person einwirken. Sie wechselwirken, kommunizieren, verformen sich, passen sich an.
Die Mini-Fibrillen vermitteln eine elementare Art der Kommunikation lebender Organismen, für die ein Nervensystem nicht erforderlich ist. Wie bei einer Gitarrensaite breiten sich über gedehnten Fibrillen und Faserstränge Impulswellen aus, die sich um ein Vielfaches schneller ausbreiten als Nervenimpulse. Bei Kraftübertragungen (Zug, Kompression) erreichen sie nahezu Schallgeschwindigkeit. Bei Anpassung und Kompensation verformen sich Fasern über Tage bis Jahre, um sich den Belastungen optimal anzupassen.
Die sehr einfachen Möglichkeiten auf Reize zu reagieren ermöglichen grundlegende Verarbeitungen Information. Jede lebende Gemeinschaft besteht aus Teilen, die sich beeinflussen. Sie können Signale speichern und zum Nutzen des Überlebens der Gruppe sinnvoll verarbeiten. Die Unterschiede zwischen Zellklumpen, einfachsten Funktionsverbänden, Würmern und hoch spezialisierten Bewegungsapparaten und Gehirnen sind daher nicht absolut, sondern fließend.
Alle Sprachen, so hoch entwickelt sie sein mögen, beruhen auf der grundlegenden Art der Kommunikation der Zellen und der Mikroben, ohne dass dafür Nervenzellen nötig wären.
Menschen haben vieles gemeinsam mit Grashalmen, Pilzen und Tieren wie Amöben oder Würmern. (Jacobsen: Intelligent ohne Gehirn. SpdW 2024, 9:30-39).
Die Basis unseres Seins sind Darm, Mikrobiom, Immunzellen. Die Vermutung „Ich denke, also bin ich“, (Descartes) wurde inzwischen durch die Naturwissenschaft korrigiert. „Ich verdaue, also bin ich“, beschriebt die Zusammenhänge wesentlich besser.
Der Körper ist keine Hilfskonstruktion der Intelligenz. Eher ist es umgekehrt.
So begann die Entwicklung einzigartiger menschlicher Gehirnfunktionen (die uns von Schimpansen unterscheiden) erst, als sich die Körper der Frühmenschen veränderten. Erst die Herausbildung der einzigartigen Funktion der freien Schulter bescherte dem Menschen einen entscheidenden evolutionären Vorteil, der in der Folge zu einer rasanten Entwicklung des Gehirns führte:
Das Denken erleben wir nur deshalb als grundlegend, weil es das Bewusstsein sehr laut bestimmt. Die grundlegenden Formen des Seins äußern sich leiser. Sie laufen ungestört im Hintergrund und drängen nur in Not oder bei Störungen in den Vordergrund.
Um die grundlegenden Formen der Kommunikation wahrnehmen zu können, müssen deshalb zuerst die später entstandenen Sprach- und Kommunikationsformen beruhigt werden. Manchmal entsteht dann eine harmonische Einheit von Spüren, Fühlen und Handeln, in einer Verbundenheit mit dem, was geschieht. Dann wird widerstandslos das getan, was eine Situation erfordert.