Todes-Angst
Inhalt
- Angst vor dem Tod
- Todesangst Kult
- Trance Auslösung
- Kollektive Angst und Massenwahn
Die Angst vor dem Tod ist neu.
Typisch für Menschen ist nicht die Todes-Angst, sondern die Fähigkeit, liebevollen Beziehungen eingehen zu können. Verbindungen zu anderen Menschen, die eine größere Bedeutung haben können als das Ende des eigenen Lebens.
Die Grundeinstellung von Kindern ist nicht ängstlich, sondern fröhlich. Erwachsene verhalten sich im Normalzustand (oft unbegründet) optimistisch.
Wir sind soziale Wesen, die ihr Leben gemeinsam genießen und gestalten: herzlich miteinander verbunden, lachend, neugierig, fröhlich und zugewandt.
Lebensdynamik und Todesverachtung
Menschliche Jäger und Sammler, die schon vor über 200.000 Jahren durch Savannen streiften (u. a. Homo erectus), überlebten in Familien-Gruppen. Das Leben der Gemeinschaft war wichtiger als der Tod des Einzelnen. Ihre Heldinnen und Helden besiegten in wahnhafter Raserei Löwen, erschlugen Mammuts oder spießten Höhlenbären auf. Sterbend wurden sie betrauert, oder – wenn sie überlebten – reich belohnt.
In diesen Klein-Verbänden setzten sich (wie bei Schimpansen) die Ranghöchsten in unmittelbarer Konfrontation durch. Sie bestimmten die Marschrichtung und wurden, wenn sie schwächelten, aussortiert. Feigheit (Angst vor dem Tod oder realistische Einschätzung der Gefahr) wird durch die Alpha-Mitglieder der Gruppe direkt sanktioniert worden sein.
Diese Frühmenschen mussten sich in psychischen Zuständen befinden, die sie zu „über-menschlichen“, hochgefährlichen Leistungen (wie der Großwildjagd) befähigten, ohne Verletzungen oder Tod zu fürchten. Oder sie mussten durch schamanistische Rituale in Wahnvorstellungen oder Besessenheit verfallen.
Hoch-Spannung und Beziehung
Die aus Afrika seit 40.000 Jahren ausgewanderten Homo-sapiens-Gruppen waren den, in Europa heimischen, Neandertalern deutlich unterlegen. Diese titanischen Vettern anatomisch moderner Menschen verfügten über einen wesentlich kräftigeren Körperbau und auch größere Gehirne. Sie waren gut an das raue Nordklima angepasst, nutzten robuste Waffen, und hatten sehr wirksame Jagdtechniken entwickelt. Trotzdem setzte sich die Homo-sapiens-Spezies in der Evolution durch. Es muss also (über das ihnen vermutlich gemeinsame den Tod verachtende Verhaltens hinaus) etwas gegeben haben, was die Menschen der Gattung Homo sapiens zu noch effektiverer Leistungen befähigte.
Anatomisch moderne Menschen bildeten größere Stammes-Verbände. Sie verfügten über eine hohe soziale Kompetenz und handelten arbeitsteilig. Einige von ihnen blieben im Hauptlager, um Waffen oder Kleidung zu erstellen oder Kinder aufzuziehen, während andere in kleinen Gruppen, weit entfernt, Wildgetreide hüteten, Antilopen verfolgten, andere Menschengruppen ausraubten oder neue Jagdgründe erkundeten. Sie waren in der Lage, weit verstreut, koordiniert zusammenzuwirken. Das erforderte einen starken Kit, ein immer präsentes, handlungsleitendes Verhaltensmuster, dass ihnen in jeder Situation vermittelte, was zu tun sei, um in der Stammesgemeinschaft belohnt zu werden. Eine Vorstellung, die auch in bewusstseinsklaren Augenblicken (außerhalb von Wahn-Zuständen) wesentlich höhere Bedeutung hatte, als eigene Bedürfnisse, Verletzungsgefahren oder der Tod.
Im Prinzip handelt es sich bei dem Spannungsbogen um ein besonders wirksames (verzögertes) Belohnungssystem. Die Grundlagen dafür sind bei allen Säugetieren angelegt. Bei Tieren mit höher entwickelten Gehirnen werden die Hormone, die Belohnung vermitteln (insb. Dopamin), ausgeschüttet, bevor (!) der angestrebte Bedarf befriedigt wird.
Ein Esel erkennt das Objekt seiner Begierde „als direkt vor der Nase baumelnde Möhre“, und ist dafür bereit, sich anzustrengen. Wenn „die Möhre“ nur schwierig erreichbar ist, muss mehr Dopamin ausgeschüttet werden. Dann erscheint das Objekt noch begehrenswerter. Das Besondere an Homo-sapiens-Menschen ist nicht nur, dass die „Möhre“ (Sex) übersteigert gezeichnet wird: durch Körperform, Sexualmerkmale, Mimik, Stimme, Gang, Blicke, Schönheit, Sprache u.v.a. Zusätzlich wird die „Möhre“ sehr weit weg gehängt. Sie ist (im Gegensatz zum Sex-Paradies der Bonobo-Zwergschimpansen) nur nach der Bewältigung gewaltiger Gefahren oder nach schier endlosem Warten zum Greifen nahe. Je größer sich die Hindernisse auftürmten, desto begehrenswerter erschien der oder die Geliebte, und vervielfachte die Energie für ungeheure Leistungen.
Beispiel: Der Held im Pardelfell
„Sie“ und „Er“ sehen sich nur für einen Augenblick – verschwommen durch einen Schleier. Aber ab jetzt wird sie für immer auf ihn warten, und er wird sich zahllosen Todesgefahren aussetzen und gegen gewaltige Mächte in den Krieg ziehen: gegen Könige, Räuber, Heere, Geister, Götter, Drachen … sie glaubt an seinen Sieg und an ihre Errettung. Beide werden in Erwartung der vorgestellten Erlösung hochgefährliche Strapazen und Leiden erdulden.
Die Zeit nach der Vereinigung, wenn der Pfeil (von den Leser:innen herbei gefiebert) tatsächlich ins Ziel traf, ist auch bei dieser Erzählung bedeutungslos. Wenn dennoch in erotischen Geschichten (mit viel Sehnsucht, Verlangen und Todesbereitschaft) die Zeit nach der Erfüllung der Sehnsucht beschrieben wird, enden sie oft, wie bei Leo Tolstoi’s Anna Karenina, in der Katastrophe.
… Love is a fever And its burning me alive It can’t be tamed or satisfied There is no mercy For the fallen or for the weak Love is a nasty word to speak .. Beth Hard: Video – Love is a lie sucking you dry | I’ve got a good mind to give up living, and go shopping instead To pick up me a tombstone, and be pronounced dead … BB King: Video |
Todesangst-Kult
Die Angst vor dem Tod wurde vor wenigen tausend Jahren systematisch erzeugt, um Menschen zu zwingen, gegen ihre direkten, persönlichen Interessen handeln.
Für Bauern, Städter, Sklavenhalter und Armeeführer waren die Belohnungssysteme „frei-lebender“ Nomaden nutzlos. Und darüber hinaus brandgefährlich. Denn Menschen sollten sich nicht von Liebe leiten lassen, sondern nur Gräben ausheben, Wälle befestigen, sakrale Bauwerke errichten und sich (freudlos) vermehren. Sie sollten die Forderungen der Geliebten – in sich – auslöschen. So wurde Menschen die Lebenslust ausgetrieben und durch nackte Angst ersetzt: durch Masken-Kulte, Opfer-Rituale, Trance-Zeremonien, Besessenheit-Fantasien und Todes-Religionen.
Der psychologische Horror-Überbau der Versklavung zwang die Menschen (zuerst in Eurasien, und später in Lateinamerika und Afrika) nach ihrer „Vertreibung aus dem Paradies“ zu Fronarbeit, Gehorsam und Kriegsdienst
Existenziell bedroht erblickten die „zu Tode erschreckte“ Befehlsempfänger:innen, nur noch den Tunnel erkennen, durch den sie rennen sollen.
Bewusstseinswandel?
Was den verschiedensten Finster-Religionen nicht gelungen ist, gerät im Rahmen des „Neuen Normal“ des kapitalistischen ReSet in greifbare Nähe: Die Ausrottung des Spannungsbogens und die Verherrlichung eines nackten (vegetativen) Lebens in Todesangst.
Die Menschheit erlebt zurzeit mehrere existenzielle Krisen. Um sie zu überstehen, müssten sich Menschen als Teil einer Dynamik lebender Ökosysteme begreifen, und sich von Schädlingen zu Nützlingen der Biosphäre wandeln.
Psychologisch betrachtet geschieht das Gegenteil: Die Bedeutung toter, isolierter, getrennter Einzelfaktoren wird überhöht. So starrt man auf Messergebnisse, von denen man glaubt, sie würden eine Realität wiedergeben. Und versucht mit immer mehr Einzel-Interventionen Gesamtzusammenhänge wirksam zu beeinflussen.
Der Psychiater Ian McGilchrist hält diese Verengung unserer Realitäts-Wahrnehmung als ein psychologisches Menschheits-Grundproblem, das dazu führen könnte, dass Homo sapiens seine letzten Chancen verspielt. (Vortrags-Comic 2010, akt. Lit. & Vorträge)
Die „Angst vor dem Tod“ ist ein Krankheitszeichen
Das Besondere, was die Gattung Homo sapiens ausmacht, verkümmert gerade: die Beziehungsfähigkeit der Liebe über den Tod hinaus.
Im „Neuen Normal“ verlieren Werte, Ethik, Beziehung, Moral, Verbindung, Sinn immer mehr an Bedeutung. Stattdessen wurde „Gesundheit“ zu einem Kult stilisiert. Der Kampf um „Gesundheit“ (als Ausdruck für den gewünschten „Konsum von Gesundheits-Produkten“) soll rechtfertigen, dass zur Verhinderung des Todes weniger „Gefährdeter“ das Leben vieler „Nicht-Gefährdeter“ eingeschränkt wird, inklusive das der Kinder. Deren Grund-Menschen-Rechte auf Unversehrtheit, freie Entwicklung, Entfaltung, Bewegung, Bildung u.a. werden (aus „Angst vor dem Tod“) weggespült.
Die Chancen, das Schicksal der Biosphäre (und damit die Evolution) bewusst neu gestalten könnte, sind, angesichts der Rückentwicklung zu Todesangst und Lieblosigkeit, nicht rosig. Deshalb in Depression zu verfallen, bedeutete ebenfalls von der pandemischen Angst- und Endzeit-Krankheit angesteckt zu sein. Man kann stattdessen alles Lebendige auch als eine unendliche Vielzahl von Gestalten auffassen, die sich stetig ineinander verwandeln (Emmanuel Coccia Metamorphosen).
Dann liegt es nahe, Wellen, die sich nicht aufhalten lassen, zu begleiten. Mit so viel Lebenslust, Beziehung, Liebe und klarem Denken wie möglich.
Angst machen
Eigentlich zwingt das Angstgefühl zum Innezuhalten und fragen. Angst ist sinnvoll und manchmal lebensrettend: damit in plötzlicher Unsicherheit verstanden werden kann, was gerade geschieht. Man kann dann mit jemandem reden. Und so in neuer Sicherheit Neugier entwickeln. Um dann neu zu denken und zu handeln.
Das ist aber für die, Angst auslösen und benutzen wollen, um zu manipulieren, nicht günstig. Mächtige fürchten das Denken und Fühlen, der von Ihnen abhängigen. Denn dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie widerspruchslos das tun, was sie sollen.
Damit das nicht geschieht, verstärken Marketing und Propaganda die allgemeine Unsicherheit durch immer mehr Informationen, die nicht sinnvoll mit eigenen Erfahrungen verbunden und so verarbeitet werden können. Bei Überinformation übernehmen primitivere Hirnanteile die Kontrolle. Die Sicht verengt sich auf einen Tunnel, in dem entschlossenen gehandelt wird, so wie es befohlen wurde:
- „Irgend-einen Feind bekämpfen!“
- „Weglaufen oder, wenn das nicht geht, den Feind abwehren“
- „Erstarren und in Depression verfallen“.
Auf Dauer kann Angst nicht ertragen werden. Verängstigte müssen deshalb geführt werden, sonst könnten sie auch aggressiv werden und randalieren. Oder sie beginnen sich alternativ Gedanken zu machen, weil die vermeintliche Bedrohung in ihnen verblasst, als normal akzeptiert oder verdrängt wird. Dann handeln sie aber nicht mehr verlangt.
Das ist über strenge Autoritäten riskant. Also muss die Angst durch immer neue Schreckensbotschaften wach gehalten werden.
Denn bei Angst-Müdigkeit bekommen es die Autoritäten, Moral-Apostel, Wirtschaftsführer oder Ideologen dann selbst mit der Angst zu tun: Sie fürchten dann berechtigterweise den Rückfall ihrer Schäfchen in ein ursprüngliche Verhalten (vor der Angst) und damit ihren Machtverlust.
Macht-Menschen sind doppelt bedroht
Einerseits von den noch Mächtigeren:
„… Die, die entscheiden, sind nicht gewählt,
und die, die gewählt sind, haben nichts zu entscheiden …“.
Horst Seehofer (zu Erfahrungen als Gesundheitsminister 1992–1998) Interview Frontal 21
Und natürlich von denen, über die sie herrschen, und die nicht immer das tun, was sie sollen:
… Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
das Volk, den großen Lümmel.
Heinrich Heine, Ein Wintermärchen
Und wenn „der Lümmel“ seine Angst verliert?
Dann muss eine für die Mächtigen günstige Form der Bedrohung überhöht, und alle anderen Bedrohungen verdrängt werden.
Nützlich ist auch ein Informations-Chaos und ein Feuerwerk der Desinformationen, damit die Angst den gewünschten Tunnelblick erzeugt, der zu dem gewünschten Verhalten führt.
Eine beliebte Strategie der Angst-erzeugung besteht darin, immer neue Informationen einzufüttern, die verwirren und nicht sinnvoll verarbeitet werden können.
Wenn du sie nicht überzeugen kannst, verwirre sie!
If you can`t convince them, confuse them. Murphys Law
Alfred Hitchcock, der Altmeister der Gruselfilme, liebte die virtuelle Überfütterungs-Strategie. Immer, wenn die geängstigten Kinobesucher glaubten, sich in neuer Sicherheit zu fühlen, zeigte er ihnen neue Informationen, die sie nicht sinnvoll in ihrer Konstruktion der Zusammenhänge verarbeiten konnten. So blieb die Angst todsicher erhalten.
Allerdings ist die Hitchcock-Strategie nur vorübergehend wirksam:
Die Menschen verlassen nach einem spannungs-geladenen Erlebnis das Kino und entspannen sich beim Bier. Oder sie hören nicht mehr hin, wenn sie ihrer Realität nicht entfliehen, und die Verunsicherung nicht mehr ertragen können.
Trance-Auslösung
Um Menschen in eine gewünschte Richtung zu lenken, ist die Verwandlung von Angst in Trance noch wirksamer als die Hitchkockmethode.
Das Bild (rechts) zeigte eine Makonde-Tanz-Maske zur Abwehr bösen Zaubers, der die Schwangerschaft bedroht.
Andauernde Angst während der Schwangerschaft wäre schädlich. Das Risiko, bei der Geburt zu sterben, war (oder ist) in Süd-Tansania aber sehr real. Also hatten/haben Schwangere (zurecht) Angst.
Die Ursachen waren/sind aber für viele Schwangere nicht beeinflussbar. Folglich war/ist es für sie nutzlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen waren/sind sie froh, dass Schaman:innen viel gefährlichere, äußere Feinde entdecken, gegen die man sehr wohl wirksam vorgehen konnte. Man konnte sie erschrecken, bannen, tanzend bekämpfen und durch Zauber vernichten … also Rituale durchführen, die das Böse verdrängten („als ob es Geister gäbe“)…
Das beruhigte die Schwangeren der Makonde ungemein.
Schamanismus funktioniert bis heute:
Wenn unmittelbare, reale Gefahren drohen, wie
- Armut, Arbeitslosigkeit, Inflation
- Strom- und Gasknappheit,
- Sommerhitze, Winterkälte
- Super Mega-Gau, Atomkrieg
- Definitiver Absturz der Biosphäre (mit Klima-Erwärmung, Boden-Meer-Wasser Verseuchung, Artensterben …)
dann muss eine relativ harmlosere Gefahr hervorgehoben und aufgeblasen werden, die durch ein (kommerziell verwertbares) Ritual genommen werden kann. Durch ein Produkt, dessen Verkauf Gewinne einbringt.
Schamanistische Medizin, die unsichtbare Gefahren abwehrt, ist dafür besonders geeignet. Man muss nur den „Experten:innen der Wahrheit“ vertrauen, die für normale Menschen verborgenen, bösen Geister klar erkennen können.
Masken-Theater im 21. Jahrhundert
„… Der „Mund-Nasen-Schutz“ gaukelt eine Sicherheit vor, die nicht existiert und er ist eher eine „Keimschleuder“ für verschiedenste Krankheitserreger, wenn er unsauber wird.“ (Zitat: Prof. Krüger, emeritierter Virologe, ehemals Charité Berlin. 25.04.2020)
Gesichtsmasken sind gefährlich für Menschen mit eingeschränkter Atemfunktion. Denn sie atmen ihr Kohlendioxid zurück. Was besonders für Kinder schädlich ist.
Weil sich Kinder, die großen Verlierer des „Virus-Krieges“, sich auch Lappen vor ihre Gesichter binden müssen, werden sie zusätzlich in ihrer emotionalen Entwicklung gebremst, weil die Mimik verborgen wird. Emotionen und Gefühle werden aber gerade durch ungehinderte Stimmbildung und den Gesichtsausdruck vermittelt. Und wenn ihnen das nicht möglich ist, entsteht Angst, die sie in der gestörten Masken-Kommunikation nicht einfach in andere Gefühle überführen können.
Auch hochwirksam: Die Verkündung „der Wahrheit!“
„Niemand hört es gerne. Aber es ist die Wahrheit! Merkel, (BID 23.04.2020)
Wahrheit: Ein Erklärungsmodell, das nicht angezweifelt werden kann.
Anweisungen, die aus der „Wahrheit“ abgeleitet werden können, sind alternativlos. Werden sie befolgt, beruhigen sie. Denn, wenn man brav alle Pflichten erfüllt, und die geforderten Ritual-Opfer bringt, darf man glauben und hoffen, dass „sicher“ alles wieder gut werde.
Hoch-gefährlich ist es für die Mächtigen, wenn bei der Verkündung der quasi-religiösen „Wahrheits-Strategie“ (durch Körperhaltung, Gestik oder Mimik), bei den Ängstlichen der Verdacht aufkeimt, die Mächtigen hätten selbst Angst.
Angst ist ansteckend.
Besonders in Zeiten großer Verunsicherung. Die Natur, Schurkenstaaten, Mini-Lebewesen – Alles fällt über uns her.
Schlimmer noch als die Zerstörung der Biosphäre oder die Atomkriegsgefahr: Das Deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut sieht unseren Wohlstand gefährdet (SDZ 21.08.2022). Bei uns schon wäre es (im Gegensatz zu einigen anderen Weltregionen) tatsächlich tragisch, wenn hier einmal das Licht ausginge.
„Trotz abnehmendem Wachstum ist der allgemeine Preisauftrieb in vielen Industriestaaten so hoch wie seit mindestens 40 Jahren nicht mehr. Diese Grundkonstellation sorgt für enorme Nervosität.“ NZZ 22.08.2022)
Um solche „übertriebenen“ Ängste zu beruhigen, und erzählen Politiker:innen Geschichten vom „Wumms„, oder von „Bazookas„, oder von „Waffen für den Frieden„. Unser Finanz- und Wirtschaftssystem werde stabil weiterwachsen wie bisher, aber es gäbe „schnelle und spürbare Entlastungen„:
«Se vogliamo che tutto rimanga come è, bisogna che tutto cambi.»
„Wenn wir wollen, dass alles bleibt wie es ist, muss sich alles ändern.“
Tomasi de Lampedusa
Die, die sich sorgen, dass es so nur begrenzt gut gehen könne, bekommen Angst. Ein Sicherheit vermittelndes Wertesystem, dem man vertrauen könnte, fehlt: Denn dem Westen sind die Visionen abhandengekommen.
Die Versuche
- „unbegründete“ Ängste zu dämpfen, zu verdrängen oder zu kontrollieren, und
- alternative, systemkonforme Ängste zu schüren und zu erhalten,
erscheinen deshalb zunehmend hilflos.
Ohnmacht, Verunsicherung, Ausgeliefertsein sind unerträglich.
Die Sehnsucht nach Sicherheit verlangt schnelle, magische Lösungen. Nach technischen Interventionen, die, mit „grünem Wachstum“, das Klima retten, die mit Medizinprodukten Lebenskrisen stabilisieren oder mit Waffen Böses vernichten sollen. Alles Maßnahmen, die eine aggressiv wachsende Wirtschaft anheizen, und langfristig die Chance friedlicher System-Entwicklungen weiter behindern.
Ängste, die in dieser Dynamik als nicht systemkonform erscheinen, werden als irrational abgetan, verdrängt oder bekämpft.
Dafür wurde die Erzeugung systemkonformer Ängste, die durch Rituale oder Produkte wieder genommen werden können, perfektioniert.
Seit 2020 leben weltweit viele Menschen in Angst vor einem „Killer-Virus“. Die Sorgen um die medizinischen Folgen der Virus-Bekämpfungs-Maßnahmen wurden dagegen erfolgreich verdrängt (Entwicklungsverzögerungen und Schäden bei Kindern, psychiatrische Störungen (Depression, Sucht, Stress, Panik, Suizid), Verschlechterungen der Versorgung bei chronisch Kranken und Alten, Zunahme häuslicher Gewalt und Missbrauch, orthopädische und Bewegungs-Krankheiten, uva.)
Ablenkungs-Industrie und Todes-Angst-Welle führten bei der Mehrheit zu angepasster Bravheit. Aber auch die Gläubigsten des neuen „Neuen Normal“ mussten (an sich) erfahren, dass die „Zauberkugeln“ (Magic bullets) der Medizin, weniger wirksam waren als propagiert, und dass sie auch schaden können.
Selbst wenn es gelungen wäre, „das Killer-Virus“ zu vernichten, stecken wir weiterhin in der Klemme. Eines der vielen Anzeichen dafür ist die Plastik-Müll-Verseuchung im Rahmen des neuen Gesundheitskultes deutlich.
Fühlen sich Geängstigte getäuscht, entstehen Ärger und Wut
Beide können als Massenphänomene für einen gesellschaftlichen Zusammenhang hochgefährlich sein, da sie
- leicht in Stress und Aggression abkippen („Randalieren“), oder
- zu Rückzugsverhalten aus der Gesellschaft führen („Rette sich wer kann“).
Die Schaffung immer neuer Ängste und Feindbilder, die es zu bekämpfen gilt, können immer nur kurzfristig wirksam sein. So wie der Erklärung von Macron („Wir sind im Krieg!“), die die randalierenden, gelb-bewesteten Wutbürger von der Straße fegte. Langfristig steigern endlose „Kämpfe gegen etwas“ aber das Risiko, dass Sicherungen durchbrennen, und der gesellschaftliche Zusammenhalt nachhaltig gefährdet wird.
Als Kind der Nach-Nazi-Generation versuche ich seit der Schulzeit, gesellschaftliche Angstphänomene zu verstehen. Weil sie offenbar im mörderischen Massenwahn umschlugen. Als „Entwicklungshelfer“ erlebte ich dann angst-ausgelösten Massenwahn direkt, bei sozialen Unruhen und in bürgerkriegsähnlichen Situationen. Ich war erschreckt, wie Angst schlagartig umschlagen konnte in Gewalt-Trance oder Massen-Panik. Wie zielgerichtet alles niedergewalzt wurde, was sich der Masse in den Weg stellte. Ordnungssysteme, wie die der Polizei oder des Militärs, waren dann nur von begrenztem Nutzen.
Die Formen von Massenwahn, die ich erlebte, wurden von „rational-ir-rationalen“ Führern gelenkt. Von Demagogen und Propagandisten, die es verstanden (berechnend oder ideologisch) Angst, Ärger und Wut in bösartige Formen von Irrsinn lenken.
Wir sind bedroht: von uns.
Die Angst vor „Corona“ flaut ab. Sie muss mühsam immer neu entfacht werden. Dafür steigen die Ängste vor Inflation, Stagnation, Erwerbslosigkeit, Insolvenz, sozialem Absturz und endlosem Krieg.
Viele spüren wachsende Risiken für den sozialen Zusammenhalt als Folge des immer größeren sozialen Gefälles zwischen Arm und Reich, für die Demokratie, die Freiheitsrechte, die weitere Erosion des Grundgesetzes.
Die Chancen für eine friedliche Entwicklung des Sozialgefüges sinken, und Visionen für friedvolle Entwicklungen im Einklang mit der Biosphäre ist im Westen noch rar.
Viele haben durch leidvolle Erfahrungen das Vertrauen in die Obrigkeit verloren. Weil sie sich manipuliert und betrogen fühlen. Und weil sie dem, was über Bildschirme flimmert und in Zeitungen steht, nicht mehr trauen.
Einige fürchten, dass
- angesichts von Militarisierung und Kriegseuphorie alle anderen Themen nachrangig sein werden: wie u. a. die überfällige ökologische, nachhaltige, friedvolle Transformation der Gesellschaft.
- die Wahrscheinlichkeit für definitv existenzbedrohende, große Krisen des Planeten steigen: für einen Super-Gau im AKW Saporischschja in der Ukraine, oder einen Atomkrieg oder eine letzte Dynamik der Wachstumsideologie, die Fahrt in den Absturz der Biosphäre noch beschleunigt.
Angst ist (auch) nützlich
Angst ist eines der wichtigen, menschentypischen Hirn-Zustände, die zu Verhaltensänderungen führen können.
Zu erkennen, dass etwas Gefährliches droht, erfordert Intelligenz. In Ruhe und Sicherheit kann Angst zu Fragen führen und sich in Neugier wandeln. Dann ist es möglich, die Realität zu betrachten, wie sie ist, die Zahl der Möglichkeiten zu erkennen, die sich bieten, und zu überlegen, wie die Zahl dieser Möglichkeiten erweitert werden könnte.
Wer aus guten, naheliegenden Gründen Angst empfände wegen zunehmender Kriege, könnte sich vielleicht für einen bedingungslosen Waffenstillstand und für konsequenten Frieden einsetzen (Kolenda IPPNW, Telepolis 09.08.2022). Oder für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure (connection-ev.org)
Wer Angst hat, dass ungebremstes Wachstums die Biosphäre zerstören, könnte sich dafür einsetzen, die Wirtschaft radikal zu drosseln, auf das Maß, das die Erde ertragen kann. („Postwachstumsökonomie“)
Solche logischen Konsequenzen, die sich aus realen Ängste entwickeln, widersprächen aber dem weltweit vorherrschenden Wirtschaftssystem.
Folglich werden diese Ängste verdrängt, bekämpft werden, und im „kalten Herbst und Winter“ wieder neue Ersatzängste und die dazu passenden Medikalisierungs- oder Kriegs-Lösungen aufgebauscht werden.